Zwei für Einen
„Drei Batzen im Sack! Das reicht kaum
Für einen Schusterwecken!
Was soll der einem Schneidersgaum?
Der will was bessres schmecken!
Ging’s heut wie gestern, das wär gut!“
„Ei Schneiderherz, so fass doch Mut!
Das Glück lacht nur dem Kecken!“
Beim Mohrenwirt, da winkt der Mohr,
Verlockend ist sein Winken,
Und aus der Küche strömt hervor
Ein Duft von frischem Schinken;
Dem widerstehe wer da kann!
Ich trete ein und schaff mir an
Was gut mich mag bedünken.
„Herr Wirt, sagt, kann ich für mein Geld
Ein Mittagessen kriegen?“
„Für Euer Geld, was Euch gefällt,
Ihr könnet frei verfügen;
Die Gänsebrust ist zart und fett,
Das Schweinskotelett ist auch recht nett,
Das wird Euch wohl genügen.“ -
„Das Schweinerne hat gut geschmeckt,
Die Gans war zu genießen;
Sie haben meinen Durst geweckt,
Mich soll das nicht verdrießen. -
Mit Eurer Küch‘ ist’s gut bestellt,
Doch sagt mir, kann ich für mein Geld
Ein Schlückchen drüber gießen?“
„Für Euer Geld? Was Euch beliebt,
Vom Roten oder Weißen,
Was es in meinem Keller gibt
Von Rüdesheim bis Meißen.“
„Ei, ist der Wein nur klar und gut,
Der Name nichts zur Sache tut,
Mag er wie immer heißen.
Der Wein, der ist des Bratens wert,
Den soll mir niemand schmähen,
So gut, wie ich mich heut genährt,
Ist’s lange nicht geschehen,
Herr Wirt, habt Dank für Fleisch und Wein,
Hier ist die Zeche, - streicht sie ein,
Ich will nun weiter gehen.“
„Hoho, da hab ich wohl noch auch
Ein Wörtchen drein zusprechen,
Noch ist es hierzuland‘ nicht Brauch,
So ganz umsonst zu zechen.
Ihr zehrt für einen Taler wert,
Und wollt drei Batzen blechen?“
„Herr Wirt, es heißt: ein Wort, ein Mann,
Drum lasset Euer Schwatzen:
Ich fragte wiederholt Euch: Kann
Ich für mein Geld hier atzen?
Nun seht, drei Batzen sind mein Geld,
Ich könnt um alles in der Welt
Nicht mehr zusammenkratzen.“
„Ihr seid ein Schalk. So mags drum sein.
Ich bin kein Feind von Schwänken,
Und seht, ich will Euch obendrein
Drei gute Groschen schenken,
Wenn Ihr dem Nachbar Bärenwirt
Denselben Possen spielt; das wird
Den Filz zu Tode kränken.“
Der Bursche steck die Groschen ein
Und öffnet rasch die Türe.
„Herr Wirt, es wird nicht möglich sein,
Dass ich Euch dies prästiere;
Beim Bärenwirte war ich schon
Er zahlte mir den gleichen Lohn,
Dass ich Euch so anführe.“
Adolf Brecher