Es lebte einst vor Jahr und Tag
'ne Bauersfrau, von der man sprach,
Dass fromm sie sei und oft und gern
Gebetet hätt zu Gott dem Herrn.
Doch, dass ich’s nebenbei euch künde,
Es munkelte auch ihr Gesinde,
Dass sie sei geizig Übermaßen,
Und was sie koche, was sie aßen,
Es sei sowohl für Magd und Knecht
Zu wenig oft und auch zu schlecht. -
Nun stand vom Hof nicht weit im Feld
Ein Heil'genhäuschen aufgestellt,
Um das sich Baum und Strauchwerk wand,
Und wo man oft sie betend fand.
Einst führte nun von ungefähr
Es Hans, den Knecht, des Wegs hierher,
Ihn, dem so schlecht wollt durch den Hals,
Was ohne Kraft und ohne Salz,
Was ohne Mehl und Milch und Fett
Die Frau ihm hingestellt aufs Brett.
Und just, wie’s oft der Zufall will,
Nicht weit davon des Weges still
Sieht er die Bäu'rin kommen auch.
„Halt,“ dacht er, „jener dichte Strauch
Verbirg dich, und man sieht dich nicht,
Du hörst mal, was sie betend spricht.“ -
Und richtig, kaum birgt ihm der Ort,
Da hört er schon der Bet' rin Wort:
!Ach Gott, nimm minne liewe Heer,
Eck woll doch, dat eck bei ow wär!“
„Nicht übel!“ denkt bei sich der Hans,
„Nach Gott sehnt sich die geiz'ge Gans.“
Und noch im selben Augenblick
Gab er im tiefsten Bass zurück:
„Dat gest necks, nie on nimmermehr
Kommt gej bei onse liewen Heer!“
Erstaunt schlug jetzt die Augen auf
Die Bäuerin und frug darauf:
„Woröm dann niet, minne Heer und Gott?“
Doch Hans sprach jetzt mit bitt'rem Spott:
„Sej duht te wenig Speck in de Pott!“
Wer hier erschrak und fortgerannt,
Das wurde später erst bekannt;
Doch hörte man auch unterdessen,
Der Hans bekäm jetzt gutes Essen. -
Moritz Schmitz