Wenn Barberina tanzt
Es klopft. Und Fredersdorf auf leisen Sohlen
Tritt ein.
Am Sekretäre sitzt der große König
In Pein.
Er dichtet. Und es will ihm nicht gelingen,
Voltaire.
Einen Vers zum Geburtstag darzubringen;
Zu schwer!
„Er will!“ Missmutig springen seine Augen
Den an.
„Ich melde, Sire; die Tänzerin Barberina
Und dann“
„Nichts mehr ist mir, quelle heure, allein willkommen
Grad jetzt.
„Ich bitte sehr!“ - - Aufspringt in Freud der König
Gehetzt.
Und Barberina kam, knisterte, knickste,
Und dann
Sie zwitscherte wie eine junge Lerche
Ihn an.
Er aber sprach ganz ernst: „Mademoiselle,
Ihr müsst
Sofort mir zeigen, was, hier auf der Stelle,
Ihr wisst.
Ich brauche Reime für ein schönes Poeme,
Und Ihr,
Die Ihr ja täglich lebt in Grande Boheme,
Helft mir.“ Und Barberina nick neckisch ihr Köpfchen,
Und hold
Verweilt sie in Besinnen, als wenn dichten
Sie wollt.
Doch dann, o ha! Und dann mit einem Male
Sie ruckt,
Sie rafft ihr Röckchen und o schönes Schauen,
Du kannst
Es, meiner Seele, ruhig dichten nennen:
Sie tanzt.
Sie tanzt in wirbelnden Kunstpirouetten,
Mon dieu,
Sie tanzt Kaskaden, lüsterne Liebesketten
En feu.
Sie tanzt Gott Amors himmlischte Gedichte
Für ihn!
Und seine ganze wichtige Weltgeschichte
Ist hin!
Es klopft! Und Fredersdorf auf leichten Sohlen
Tritt ein.
Am Sekretäre sitzt der große König
Allein.
Er dichtet: „Lieber Freund! Dein ganzes Leben
Sei so
Als wie ein Tanz der göttlichen Barberina
So froh!
Und lenkst du einsam zum ewigen Gefilde
Den Schritt,
So wünsch ich dir, nimm jenes süße Lächeln
Dir mit!
Dies, Freund, lehrte mich Barberina, die Kleine,
Für Dich,
Und verbleib auch fernerhin der Deine
Friedrich.
Bruno Henning Volkmann