A.
Es ist nicht gut, dass der Mensch alleine sei;
drum suchen wir uns schnell ein hübsches Konterfei,
ein Weibchen, jung und frisch, ein zweites „Ich“,
doch Du für Dich, und ich für mich!

B.
Hat man seine dreißig Jahre,
will der Mensch sein häuslich Glück;
Kommen erst die grauen Haare,
bleibt das Freien von selbst zurück!

A.
Ja, wie ein fauler Baum im Holz,
so wertvoll ist ein Hagestolz.
Grämlich, zänkisch, ungeschliffen,
launisch wie ein Wetterglas,
reich an närrischen Begriffen,
voll von Neid und Menschenhass.

B.
Doch ein Heirats-Kandidate
ist ein wichtiger Mann im Staate;
Alle Mütter sehn auf ihn:
„Hm, hm, hm! Wo will der hin!“

A.
Ach, wie klopft mein Herz so bange
vor dem ernsten, großen Schritt!

B.
Freund, wir ziehn an einem Strange,
ruhig Blut, ich geh ja mit!

A.
Und wenn wir den Korb bekommen?

B.
Fragen wir woanders an!

A.
Alle Hoffnung uns genommen?

B.
Traun wir uns einander an! -
Ach, der Mädchen gibt’s gar viele
und sie freien alle gern,
denn wohin mit dem Gefühle? -
Freien ist doch des Pudels Kern!

A.
Doch das Freien tut’s nicht allein,
auf das „Wie“, da kommt es an!

B.
Folg der Wahrheit, - nicht dem Scheine,
alles nur nach einem Plan!
So ein Heirats-Kandidate
ist am schlimmsten dran im Staate,
denn - -: Das Unglück schreitet schnell!

A.
Freilich, ist’s nicht immer hell,
doch, wenn Lebensstürme tosen,
soll der Liebe zärtlich kosen
Sturm und Wogen friedlich stillen
und die Brust mit Wut erfüllen!

B.
Sehr schön gesagt, doch ohne Scherz,
siehst Du denn wirklich nur - ?

A.
Aufs Herz und nur aufs Herz! -
Und Du? -

B. (lacht)
Aufs Geld, - ich sag’s, - aufs Geld!

A. (verächtlich)
Da bist Du schlecht bestellt,
das Herz nur lindert Schmerz!

B.
Nur Geld regiert die Welt!

A.
Nein, nein, das klingt gemein!

B.
Wie kann das anders sein?

A.
Du Materialist!

B.
Du Idealist!

(nach einer kleinen Pause, in der sie, voneinander erzürnt abgewandt, im Zimmer umher schreiten)

A.
Mir schwebt vor in lichtem Glanze
meines Lebens Ideal!

B.
Freund, ich danke für das Ganze,
hat man ewig Plag und Qual!

A.
Was mir oft im Traum beschieden,
wird zur schönen Wirklichkeit!

B.
Ja, das Wahre ist hienieden:
Nur recht reich, - recht reich gefreit!

A.
Du sagst Dich also los vom Herzen?

B.
Behüte, Du verstehst kein Scherzen: -
Herz und Beutel, diese beiden
gleichen sich bei Tag und Nacht;
Es hat jedes seine Freuden,
doch, - vereint, ist es ne Pracht!

A.
Da ist der Stein gefunden!
(geht zu B. und reicht freudig die Hand)

B.
(auf sich zeigend)
Der Weisen, die wir sind,
nun rasch ihn aufgehoben
und fest bewahrt geschwind,
denn das Geld macht zwar nicht glücklich,
doch, - wer keins hat, ist perdu;

A.
Ja, Freund, ich geb Euch recht!

B.
Was folgt daraus, sprecht, sprecht!

A.
Ganz von Liebe sich zu nähren,
das ist ein gewagter Streich,
denn des Lebens Sorgen zehren,
an die Seele auch sogleich.

B. (lacht)
Kluge Heiratskandidaten
müssen lange sich beraten
eh sie taten, eh sie taten!

A.
Wie fangen wir’s nun an?

B.
Freund, das ist bald getan!

A.
Fein geschniegelt und gebügelt,
immer nobel und patent? -

B.
Doch das Herz nur recht gezügelt,
da? Es nicht zu früh durchbrennt.

(Beide)

Herz und Geld, das gibt 'ne Ehe -
das gibt dauernd wahres Glück;
Herz und Geld bricht allem Wehe
mit der Hochzeit das Genick!

H. Hoffmeister