Ein Seilerjunge


Dem Brautpaar wünsch ich Glück und Heil,
Ihr wisst, wie gut ich es meine!
Ich bringe euch ein selbstgefertigtes Seil,
Ei, nicht doch, es ist nur ne Leine.
Seht die Gabe an, und wär es ein Strick,
Aus meinen Händen bringt Alles euch Glück!
Bin nur ein Seilerjunge, ein armer Wicht,
Doch heilig sind mir Freundschaft und Pflicht.
Ob die Seiler auch lieben den Krebsgang zu gehen,
So lernen sie bei Zeiten sich wenden und drehen,
Und wer das in der heutigen Zeit nicht versteht,
Bei all seiner Klugheit auf dem Holzwege geht.
Für euch, liebe Brautleute, ist mir nicht bange,
Ihr liebt euch und zieht am gleichmäßigen Strange.
Ihr Beide seid tüchtig und von froher Natur;
Doch rate ich: Hauet nicht über die Schnur!
Ich war auf den Fall schon lange bedacht
Und habe für den Herrn Bräutigam das Schnürchen gemacht.
Verbraucht es mit Gesundheit und denket dabei,
Dass ich es mit Euch meine ehrlich und treu.
Bei uns Seilern ist zur Aushilfe manches zu finden,
Besonders für Eheleute, wie es bekannt.
Viele suchen bei uns Schnüre, um fester zu binden
Das locker gewordene Eheband.
Wenn das sich mit Bindfaden ließe prästieren,
So würde die Seilerkunst erst recht florieren.
Nach Seilernetzen tragen Andere Verlangen,
Die Mädchen möchten hübsche Freier drin fangen,
Nur Geduld, die Kunst bekomm ich heraus,
Dann werden die Mädchen mir stürmen das Haus,
Jetzt hab ich für euch nur Wünsche und Gedanken.
Verehrtes Brautpaar: Ihr möget nie wanken
In der Liebe und Eintracht, die euch heute beseelt,
Damit man zu den glücklichsten Paaren euch zählt.
Doch nun kein Wort mehr über meine Lippe,
Der Meister bewillkommt mich sonst mit der Strippe,
Weil ich so lange aus dem Hause ihm blieb;
So lebet denn glücklich und behaltet mich lieb.