
Gedicht zum Polterabend
Ein Polizeidiener
(Läutet beim eintreten mit der Glocke und verkündet im Ausruferton:)
Nun merket auf und gebet acht,
Was hierdurch wird bekannt gemacht:
Es bleibe ruhig, still und stumm
Allhier das ganze Publikum,
Bis jeder deutlich hat vernommen
und jedem ist zu Ohr gekommen,
Was anbefiehlt die Polizei
Und pünktlich zu befolgen sei!
Es wird hiermit bekannt gemacht,
und in Erinnerung gebracht,
Dass morgen wird das Fräulein Braut
Mit dem Herrn Bräutigam getraut;
Zum Polterabend also heut
Beginnet nun die Festlichkeit! -
Damit die Jungen wie die Alten
Sich hübsch manierlich, still verhalten,
Wie‘s jedermänniglich gebührt,
Wird Strafe jedem zudiktiert,
Der frevelhaft lässt unbeacht,
Was jetzo wird zur Sprach gebracht. -
Zum Ersten: Wer sich ungeschickt
Und linkisch vor dem Brautpaar bückt
Wird schnurstracks, schleunigst arretiert
Und zu den andern abgeführt. -
Zum Zweiten dann wird angesagt,
Dass einem jeden, der es wagt,
Zu rauchen hier ganz ungeniert
Wird die Zigarre konfisziert.
Und nun zum Dritten werde kund,
Dass jeder, der in dieser Stund
Nicht durch ein fein Gedichtelein
Gedenkt das Brautpaar zu erfreun,
Ganz stille sein und Mund und Fuß
Fein in den Schranken halten muss
Damit nicht die, die deklamieren; -
Den „roten Faden“ gar verlieren; -
Still auf den Sitzen bleibe drum,
Kurz mäuschenstill, das Publikum;
Nur, wenn ein Stück zu End geführt
Ziemt sich’s, dass man applaudiert!
Zum Vierten soll verwarnet sein,
Das Publikum, ob groß, ob klein,
Dass, wer es sich zu nutze macht
Und allzu laut und heftig lacht,
Kurz: den Spektakel übertreibt,
So einer einmal stecken bleibt,
Der soll zu einer Flasche Wein
Von seitens Rechts verurteilt sein!
Nun merke sich’s ein jeder wohl,
Dass Ruhm und Ordnung herrschen soll,
Und dass man zu befolgen hat,
Was anbefiehlt – Der Magistrat
(Zum Brautpaar)
Es wäre also, meine Lieben,
Kein Fehler ungerügt geblieben,
Und allem, was Skandal erzeugt,
Wär jetzt nach Kräften vorgebeugt;
Doch sollte einer frech, vermessen
Das Anbefohlene vergessen
Und so man mir ihn denunziert,
Wird ein Exempel statuiert.
Nun aber wünsche ich zur Stund‘,
Viel Glück und Heil im Ehebund‘,
Nehmt freundlich auf, was man jetzt spricht
Und haltet nicht zu streng Gericht!