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Sei nicht blöd

Text und Musik von Otto Reutter

Kürzlich traf ich einen alten Vater,
seinem Sohne war er ein Berater,
dieser Sohn, der wollte freien schon,
darum sprach der Vater zu dem Sohn:
Sei nicht blöd: Gehst du zum Hochzeitsfeste,
nimm dir jarnich‘ gleich die erste beste!
Kommt 'ne Zweete, dir die besser passt,
tut‘s dir Leid, dass du die erste hast.

Sei nicht blöd: Willst prüfen du die Frauen,
darfst du sie nicht abends bloß beschauen,
da verjüngen se sich künstlich oft.
Nee, komm mal des Morgens unverhofft!
Ei, da triffst 'e manchmal manche Schöne
ohne Busen, Waden, Haar und Zähne,
biste mal des Morgens bei ihr drin,
gehst 'e abends och nicht wieder hin!

Sei nicht blöd: Geh mit 'ner Maid spazieren,
bleibt die ständig dann beim Promenieren
vor 'nem Hut- und Klederladen steh‘n -
wenn die noch so schön ist: lass se gehen!
Aber geht se nicht zu deinem Schaden,
um zu kochen in 'nen Fleescherladen,
ei, die nimm, wenn se auch hässlich ist,
denn du frisst viel länger wie de küsst.

Sei nicht blöd: Hast du dein Weibchen gerne,
halt sie stets von anderen Männern ferne.
Ist sie hässlich, dann gib doppelt acht,
wenn ein schöner Mann den Hof ihr macht.
Kommt 'n Kind, das schön, das wär‘ ja grässlich,
lieber ähnlich und 'n bisschen hässlich.
Bedenke stets, wie wunderschön es ist,
wenn du verwandt mit deinem Kinde bist.

Sei nicht blöd: Schläfst du die Nächte immer
mit der Frau zusamm‘n in einem Zimmer
und sie schnarcht beim Schlafen in der Nacht,
biste aufgewacht und aufgebracht.
Drum schlaf du erst ein, dann wirst 'e fein schlafen
und dann schnarchst du, dann kann sie nicht einschlafen.
Doch schläft sie erst ein, hast du die Pein.
Dann schnarcht sie und dann schläfst du nicht ein.

Sei nicht blöd: Willst du, dass deine Alte
auch im Alter frohen Mut behalte,
sag ihr manchmal, weil sie's gerne hört,
sie sei heute noch begehrenswert.
Doch dein Heucheln muss in Grenzen bleiben,
darfst die Schmeichelei nicht übertreiben,
denn sonst sagt sie: „Komm!“ voll Zärtlichkeit -
ja, und denn kommst 'e in Verlegenheit...

Sei nicht blöd: Schleichst du zu andern Frauen
und die deine soll dir nicht misstrauen,
dann, wenn sie auch alt und brav und treu,
tu, als ob ihr nicht zu trauen sei!
Spricht se mit 'nem Anderen auch nur flüchtig,
brause auf und tu recht eifersüchtig!
hau ihr ene runter fürchterlich -
sowat schmeichelt ihr, denn freut se sich!

Sei nicht blöd: 'n Rätsel ist das Heiraten.
Bei 'ner Heirat kann man leicht vorbeiraten.
Nimm dir keine Frau, die dünn und schlank -
die is‘ nervös, die hat 'n schnellen Gang,
die ist flink, will alles sehn und haschen,
wird bei 'nem Rendezvous dich überraschen,
doch 'ne Dicke kommt nicht so vom Fleck -
eh‘ die dahinter kommt, da biste weg!