Otto Reutter

Das ist leicht - das ist schwer!

 

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Bei der Inflationsmisere,
warn' wir alle Milliardäre
auch bei 'm Ärmsten hat's gereicht,
das war leicht.
Doch seit Rentenscheine gelten,
da ist eine Mark schon selten,
werd'n Sie jetzt mal Milliardär,
das ist schwer.

Treu zu sein mit sechzig, siebzig,
wo man schon ganz ausgeliebt sich,
sowieso nichts mehr erreicht,
das ist leicht.
Doch treu sein mit zwanzig, dreißig,
wo das Herz noch jung und fleißig,
dann nicht schau'n nach andern mehr,
das ist schwer.

Vater sagt zum Söhnchen: „Eben
hat der Storch was abgegeben,
hat 'ne Schwester dir gereicht.",
das ist leicht.
Doch das Söhnchen sagt: „Mein Bester,
warum zeigst'e bloß die Schwester?
Bring doch mal den Storch hierher!"
Das ist schwer!

Hast du, weil dein Weib dir ferne,
mal 'nen junges Mädchen gerne,
küsste sie, bis der Tag verstreicht,
das ist leicht!
Doch erwischt dein Ehedrache
dich dabei und sagt aus Rache:
„Komm, küss mich gleich hinterher!"
Das ist schwer!

Wer den Harem tat besuchen,
sah dort früher die Eunuchen,
Einer werden ist bald erreicht,
das ist leicht.
Doch jetzt nach des Harems Ende
stehn‘ se da, se ring‘n die Hände,
möchten werden wie vorher -
das ist schwer!

Tänzerinnen sieht man oft schweben,
die ein Bein nach oben heben
und nicht fallen - ei, mir deucht,
das ist leucht!
Aber sich die Mühe geben,
beide Beine hochzuheben,
und dann nicht fallen hinterher -
das ist schwer!