Die Teilung
Es hat einmal, so wird gesagt,
Der Löwe mit dem Wolf gejagt.
Da haben sie vereint erlegt
Ein Wildschwein, stark und gut gepflegt.
Doch als es ans Verteilen ging,
Dünkt das dem Wolf ein misslich Ding.
Der Löwe sprach, „Was grübelst Du?
Glaubst Du, es geht nicht redlich zu?
Dort kommt der Fuchs, er mag entscheiden,
Was jedem zukommt von uns beiden.“
„Gut, sagt der Wolf, dem solch ein Freund
Als Richter gar nicht übel scheint.
Der Löwe winkt dem Fuchs sogleich:
Herr Doktor, da ist was für Euch.
Hier dieses jüngst erlegte Schwein,
Bedenkt es wohl, ist mein und sein.
Ich fasst es vorn, er griff es hinten;
jetzt teilt es uns, doch ohne Finten.“
Der Fuchs war ein Jurist von Fach.
„Sehr einfach,“ sprach er, „liegt die Sach.
Das Vorderteil, ob viel ob wenig,
Erhält mit Fug und Recht der König.
Dir aber, Vetter Isegrim,
Gebührt das Hinterteil. Da nimm!“
Bei diesem Wort trennt er genau
Das Schwänzlein hinten von der Sau.
Indes: der Wolf verschmäht die Beute,
Verneigt sich kurz und geht beiseite.
„Fuchs,“ sprach der Löwe, „bleibt bei mir.
Von heute ab seid Ihr Großvezier.“