Poetische Rühreier
der ersten und weiteren Liebe.
1.

Was ist es schönes doch im Leben,
Wenn unser Herz in Liebe glüht,
Wenn Wonneschauer uns durchbeben
Bis in das innerste Gemüt!

Wir wissen kaum, was wir beginnen,
wie werden Toren ganz und gar;
Des Liedes Strom beginnt zu rinnen,
Und reißt uns fort bei einem Haar.

Wenn wir nicht Gegenliebe finden,
Ist tiefes Leid die Folge stets,
Doch wenn wir liebend uns verbinden,
Und Glücklich werden – nun dann geht’s!

2.

Wie Veilchen sich im Frühling regen,
und leise blühen unter’m Schnee,
So blühet auf der Liebe Wegen
Still im Verborg’nen manches Weh‘.

Mir fehlt es nicht an Gegenliebe,
Mir raubt nicht Eifersucht den Schlaf,
Ich lieb‘ Dich, seit gleich einem Hiebe
Dein Blick mein Herz im Kerne traf.

Und doch, welch‘ Leid schon oft empfand es,
Dieweil es – Dir sei’s nicht verhehlt –
Zur Sicherung des Nahrungsstandes,
Uns an den nöt’gen Mitteln fehlt.


3.

Einer Liebe, meist der ersten,
ist gar selten Glück beschert,
So dass Jeder in den mehrsten
Fällen ihr den Rücken kehrt.

Wendet man sich dann zur zweiten,
Wiederholt sich oft das Spiel,
Denn auch diese wird geleiten
Selten Dich an’s rechte Ziel.

Erst die dritte oder vierte,
Fünfte, sechste – je nachdem –
Endet mit dem Schmuck der Myrte,
Doch nicht immer angenehm!

4.

Was meine Seele je durchdrungen,
An Lieb und Wonne, Leid und Lust,
Das haben And’re längst gesungen,
Eh‘ etwas wir von uns gewusst.

Stets reimet Herz und Schmerz sich wieder –
Drum einfach nur bezieh ich mich
Auf Heinrich Heine’s „Buch der Lieder“;
Das kennst du ja ganz sicherlich!

5.

Ob ich stumm ins Aug‘ dir schaue,
Oder ob ich liedesfroh
Mein Gefühl dir anvertraue,
Du verstehst mich so wie so.
Wir versteh’n einander eben
Durch der Herzen Sympathie –
Die muss uns von selbst beleben,
Denn erzwingen lässt sich‘s nie.

6.

Nun verstumme meine Leier,
Holde Muse, geh‘ nach Haus –
Denn ein halbes Dutzend Eier
Ist genug für einen Schmaus.