Das verschmähte Herz

Eine mittelalterliche Ballade in jämmerlichen Versen

Die liebliche Blandine
Spielt auf der Mandoline,
Und Ritter Kurt der nette,
in innigem Duette
Traktiert dazu die Violine mit großer Kunst und seinem Verständnis.

Da hört das Fräulein rauschen,
Hält an im Spiel, zu lauschen,
Und flüstert zu dem Recken,
Er möge sich verstecken –
Wie das bei gestörten, derartigen Unterhaltungen schon mehrfach vorgekommen sein soll.

Wer kommt in die Kemenate
Gestürzt in Hast? – Nun rate! –
Es ist Robert ohne Scherze,
Der legt sein schwarzes Herze
Dem Fräulein ohne weiteres mit ritterlicher Inbrunst zu Füßen.

Allein was tut Blandine?
Mit einer spöttischen Mine
Reicht einen Korb – wie bitter! –
Sie dem verliebten Ritter,
Der darüber selbstverständlich aus Rand und Band gerät.

Voll Wut, gleich einem Molche,
Greift er zu seinem Dolche.
Um Hilfe ruft in Schrecken
Blandine ihren Recken,
Der sich unter den gegebenen Umständen natürlich nicht zweimal rufen lässt.

Die holde Maid zu schützen,
Was kann die Geige nützen?
Des Dolches blanke Spitze
Zückt jener in der Hitze –
Und die Situation ist in der Tat eine äußerst bedenkliche!

Doch – o des Menschenloses! –
Stracks von der Wucht des Stoßes
Rutscht Robert aus und stürzet
Durchs Fenster. Er verkürzet
Dadurch nicht nur die Todesangst der Liebenden, sondern auch sein eigenes Dasein.

Des Rheines tiefe Wellen
Verschlingen den Gesellen.
Vom hohen Fenster blicken
Herab die Zwei und schicken
Dem Unglücklichen einen musikalischen Nachruf ins feuchte Grab. –

Noch heut, nach tausend Jahren,
Der Fremde kann gewahren
Korb, Instrument und Stelle,
Wo Robert in der Welle
Gestürzt ist, und auch jene, wo er sein schwarzes Herz dem Fräulein zu Füßen gelegt hat.