
Alte Schuld
Du hast wohl einmal eine Blume geküsst
Du rosiges Mägdelein!
Die gab den Kuss einen Schmetterling
Im glühenden Sonnenschein.
Der Schmetterling, der lose Gesell,
Der trug den Kuss nicht weit,
Er gab ihn einer anderen schnell
In kühler Waldeinsamkeit.
Die Waldesblume die trug ihn lang
In stiller seliger Brust,
Doch einmal hat der Morgenwind
Ihn zu erhaschen gewusst.
Er trug ihn weit über Feld und Au
Durchs offene Fenster herein –
Es war der Himmel so licht und blau,
So ward das Küsschen mein.
Nun dünkt michs’s wie eine alte Schuld,
So oft Du begegnest mir,
Als ob ich ihn wiedergeben sollt‘
Du holdes Mägdelein dir.
Was tu ich mit dem Kusse auch?
Er bringt mir wenig Glück,
Einen Wink mein Kind! Und ich geb ihn Dir
Mit Zinseszinsen zurück.