Meiner Frau
Allein, allein in weher Einsamkeit
Gedenk ich dein, die aus der Welt geschwunden;
Nah ist dein Geist mir trotzdem allezeit
In der Erinnerung an einzig schöne Stunden.
Denn auf den Gipfel höchsten Erdenglücks
Hattest du – Magda – mich empor geleitet,
Trotzend der Unbill manches Missgeschicks
Mutig und treu mir meinen Weg bereitet.
Nun, da ich lohnen könnt all deine Güte,
All dein Entbehren – all die Treue dein -
Nahm dich der Tod in deines Lebens Blüte,
Ließest du einsam mich – mit mir allein.
So muss ich durch die Lande jagen,
Lachen machen ohne Ruh
Und im tiefsten Herzen tragen
Sehnsucht, Pein und Gram dazu.
Denn ob des Beifalls Tosen mich umgibt,
Ob Nörgler mich und meine Kunst verdammen,
Gedenk ich dein, die einzig ich geliebt,
Die Glück und Unglück trug mit mir zusammen
Und deinen vielgeliebten Namen,
Der mir über alles gilt -
Rufe ich an – betränten Auges -
Wie ein Mönch sein Heiligenbild.
Gottfried Keller