Hans der Schwärmer
Hans Töffel liebt Schön Doris sehr,
Schön Doris Hans Töffel vielleicht noch mehr.
Doch seine Liebe, ich weiß nicht wie,
ist zu scheu, zu schüchtern, zu viel Elegie.
Im Kreise liest er Gedichte vor,
Schön Doris steht unten am Gartentor:
ach, käm‘ er doch frisch zu mir hergesprungen,
wie wollt‘ ich ihn herzen, den lieben Jungen.
Hans Töffel liest oben Gedichte.
Am andern Abend, der blöde Tor,
Hans Töffel trägt wieder Gedichte vor,
was Schön Doris wirklich sehr verdrießt,
da er immer weiter und weiter liest.
Sie schleicht sich hinaus, er gewahrt es nicht;
just sagt er von Heine ein herrlich Gedicht.
Schön Doris steht unten in Rosendüften
und hätte so gern seinen Arm um die Hüften.
Hans Töffel liest oben Gedichte.
Am andern Abend ist großes Fest,
viel Menschen sind eng aneinander gepresst.
Heut muss er’s doch endlich sehn, der Poet,
wenn Schön Doris sacht aus der Türe geht.
Der Junker Hans Jürgen, der merkt es gleich;
die Linden duften, die Nacht so weich.
Und unten im stillen, dunkeln Garten
braucht heute Schön Doris nicht lange zu warten.
Hans Töffel liest oben Gedichte.
Detlev von Liliencron