Ein Genrebild


Ein Sommerabend und ein junges Paar,
Sie: voll erblüht, er: ganze sechzehn Jahr.
Es dunkelt stark. Der Laube dichtes Grün
Haucht Schwüle aus. Streng duftet der Jasmin. -
Sie legt den vollen Arm um ihn herum:
„Nun Vetter, immer noch so still und stumm?“
Er zuckt, erschrocken ob der holden Last,
Wagt nicht zu atmen, atmet voller Hast.
Sie beugt das schöne Haupt zu ihm heran,
Ganz dicht. Die großen Augen schau’n ihn an.
„Jetzt werd ich doch die Lampe holen müssen,
Denn sonst – wer weiß – kommt’s gar am End
                                                     zum Küssen“ -
„O nein“ – Sie ist emporgeschnellt. Sie lacht,
Sehr spöttisch. Kühl, dann spricht sie: Gute
                                                             Nacht!“
Er hört noch, wie sie übern Kiesweg geht,
Wie sich im Haustürschloss der Schlüssel dreht -
Das alles hört er noch. Und dann – mit Eins:
Kommt ihm die ganze Dummheit dieses
                                                               „Neins!“