Der gekränkte Gatte


In Szathmar stand ein Csardahaus,
Drin schenkte Wein Frau Trészi aus;
Ihr Haar war dunkel wie die Nacht,
Und glühend ihrer Augen Pracht.
Sie war so flott, so rein und blank
Und wie ein Reh so hold und schlank.
Doch ach – so schön ihr Angesicht,
So sehr war sie auf Zank erpicht;
Ein unablässig schelten, Tosen
Entströmte ihrer Lippen Rosen.
Sie ging und kam nur mit Gebrumm,
Und schlug und schimpfte stets herum.
Bald war ihr dies und das zu schlecht
Und dann der Gast im Eck nicht recht.
Da – plötzlich wurd‘ der Ruf vernommen:
„Tataren kommen!“

Jetzt floh das Volk in Furcht und Grauen,
Doch sie wölbt höhnisch ihre Brauen,
Denn Furcht kennt sie vor keinem Mann,
Kommt es auf Streit und Zank nur an. -
Da sprengt auch ein Tartar zu ihr
Mit Katzenblick und Beutegier,
Den reizte gleich der Wuchs Theresens,
Drum macht er wenig Federlesens,
Schlang rasch den Arm um ihren Leib
Und hob zu sich aufs Ross das Weib. -

Gar traurig stand und sah‘s der Gatte,
Dem man die Frau gestohlen hatte.
Er sah ihr nach, bis sie verschwand,
Zerdrückt die Tränen mit der Hand
Und seufzt, als sie verschwunden war:
„Armer Tartar!“


aus dem Ungarischen von Karl Kisfaludy