Beim Hochzeitsmahl zu sprechen


Kann es etwas Schön‘res geben
als ein Hochzeitsfest wie hier?
Welch ein Jubel, welch ein Leben,
an der Tafel sitzen wir.

Und wir schmausen, trinken, singen, -
Hoch, das liebe junge Paar -
stoßet an, - die Gläser klingen,
alles scheint uns licht und klar! - -

Tanten weinen, Onkel lachen,
manche schöne Rede steigt,
doch wie alle guten Sachen
schnell das Mahl zu End‘ sich neigt.

Ein Getuschel, ein Geraune,
Lachen, Flirten bald hebt an.
Unaufhörlich steigt die Laune,
und es zieht uns all hinan.

Womit Faust schon einst gerungen,
und was klassisch, allbekannt
Goethes Genius bezwungen
„Ewigweibliches“ genannt.

Eh‘ die Tafel aufgehoben,
will es nun ein alter Brauch,
dass die schönen Frau’n wir loben,
und das woll‘n wir heute auch.

Würd‘ es keine Frauen geben, -
Freunde, denkt euch nur hinein!
Was sollt und der Saft der Reben?
Trostlos öde wär‘ das Sein!

Zwar wir sparten eine Menge
Geld und manchmal auch Verdruss,
doch kein holdes Band sich schlänge
um zwei Herzen, - Überdruss

würde bald uns all erfassen,
Langeweile, Traurigkeit, -
nein, die Welt wir müssten hassen,
wenn ihr Frau’n nicht bei uns seid.

Euer Wohl, Ihr Lieben, Holden, -
an mein Herz, - ich preis euch laut -
Sonnen, die das Sein vergolden.
Hoch die Frauen! Hoch die Braut!

M. Frohmut