Kurzwarenhändlerin
Schön guten Abend allerseits,
ich glaub, ihr kennt mich ja bereits.
Ich klopfe an von Tür zu Tür,
wohl auch in eurigen Revier.
Doch heute komm ich nicht herauf,
was anzubieten hier zum Kauf.
Ich will vielmehr mit meiner War‘
beschenken dieses junge Paar.
Nun, junge Frau, sieh her geschwind,
wie nützlich meine Waren sind.
Wie wär’s mit diesem Fingerhut?
Ist rein von Silber, sitzt sehr gut.
Waschknöpfe brauchst du doch gewiss,
erspart dir manches Ärgernis.
Hat nie viel Knöpfe auch ein Mann,
zum Annähen holt er welche ran.
Die Schere ist zwar etwas klein,
doch wird sie dir auch dienlich sein,
das sag ich heute schon voraus,
falls du mal schneidest etwas auf.
Sorg nur, das du auch jederzeit
hast Stiefelbänder stets bereit,
sonst heißt es nämlich: „Kennt man ja,
bei uns ist nie das Nötige da!“
Drum zum Rasieren geb ich fein
die Seife hier – seif „ihn“ nur ein,
dann glättet schnell sich sein Gesicht,
du wünschest es dir anders nicht.
Die Sockenhalter heb gut auf,
ein Mann legt großen Wert darauf.
Wenn er mal ungehalten ist
(ich mein den Strumpf), du schuld nur bist.
Nähnadeln brauchst du ganz gewiss,
entsteht bei euch ein kleiner Riss,
dann nähe du ihn auch im Nu
mit deiner feinsten Nadel zu.
Ei sieh, Bindfaden ich vergaß!
Es lockert sich ja manchmal was,
dann knüpf sofort mir sicherer Hand
und bind mit fraulichem Verstand.
Noch Garn und Wolle, Seide, Twist
und Öse und Haken nötig ist.
Auch Hosenknöpfe, Band und Schnur,
benutze alles fleißig nur.
Merkt ihr, dass mein Geschenk Gewinn,
dann denkt an mich, die Händlerin,
kauft alles dann bei mir nur ein,
ihr werdet schon zufrieden sein.
Mein Wunsch ist, dass ihr glücklich seid
so lange ihr lebet, allezeit,
damit dem Silberpaare dann
von Herzen Glück ich wünschen kann.
Helene Szpitter