Fürwort, Pronomen


Ein Fürwort in der Ehe meist
als sehr gebräuchlich sich erweist –
Es ist das Ich, das „liebe Ich“,
das schwer nur zeigt gefügig sich.
Der Egoismus in der Eh‘
bereitet manches Leid und Weh,
denn dieser ist der Gegensatz
non Liebe, die allein am Platz.
In diesem Punkt sind allerwegen
die Frauen den Männern überlegen.

Nicht selten ist der Ehemann
ein lieblos kalter Haustyrann.
Der brave Mann, den Schiller schätzt,
denkt an sich selber stets zuletzt,
doch dieser denkt gemeiniglich
in Allem nur zuerst an sich.
Bei Tisch nimmt er das beste Stück,
will Alles gleich im Augenblick,
geht auf die Jagd, zum Wein vor Tisch,
und lebt für sich verschwenderisch,
mag die Familie hungrig sein.
Er raucht Havannas kostbar fein,
spielt jeden Abend feinen Skat
und, weil er meist ein Bürokrat,
lässt, wenn er kommt nach Haus,
er stets an Weib und Kindern aus
die üble Laune, die vom Amt
aus irgend einem Anlass stammt.
In seinem Hause brummt er nur
und zeigt von Liebe keine Spur –
Ein schlechter Gatte, Vater, Christ –
mit einem Wort – ein Egoist.

Nicht selten macht es so die Frau
auch ähnlich, wenn nicht ganz genau,
wenn sie nur ihrer Putzsucht lebt,
nur Andern zu gefallen strebt,
für Mann und Kinder wenig sorgt,
und gar für Schmuck und Kleidung borgt.
Ihr Lebenszweck Vergnügen heißt,
fürs Haus fehlt ihrs an Herz und Geist.
Konzert, Theater, Tee und Tanz
beherrschen die Gedanken ganz
und nur mit Wünschen ohne Zahl
belästigt sie den Herrn Gemahl.
Nicht mehr Wert, wie ein Schmetterling,
ist so ein leeres, eitles Ding;
Nicht Wahrheit liebend, nur den Schein,
lebt so ein Weib für sich allein.

Noch eine Putzsucht andrer Art
bei Frau‘n nicht selten wird gewahrt,
die auch dem besten Ehemann
das Dasein sehr verleiden kann,
ich meine die, die rücksichtslos
im Hause fegt und stöbert bloß,
so dass der Gatte wie das Kind,
daheim fast nur geduldet sind
und man – denn das Verbot ist scharf –
nicht rauchen noch sich rühren darf!
Putzbürste, Staubtuch, Besen nur
regieren. Jedes Stäubchens Spur
wird unbarmherzig weggejagt.
Und wie wird erst die Magd geplagt!
Die wechselt alle vierzehn Tag –
bis keine in den Dienst mehr mag!

Es ist die Eh‘ kein Puppenspiel,
der Überwindung braucht es viel.
Ein Opfer muss in vielen Dingen
das Eine ja dem Andern bringen.
Denn, wie auch Zwei zusammenpassen,
es kann doch Keins gewissermaßen –
wollt es auch keine Mühe sparen,
aus seiner eignen Haut zu fahren –
sich also in das Andre fügen,
dass nur ein Wein wär‘ in zwei Krügen.
Ja nach Naturgebot und Plan
ziehen sich just Gegensätze an,
woraus von selbst sich klar ergibt:
„Es kann nur geh’n, wenn man sich liebt.“