Das Dingwort, Hauptwort oder Substantiv


Das Hauptwort unserer heutigen Welt
ist in der Ehe nur das Geld.
Es sieht nach reichen Mädchen drum
viel öfter sich ein Freier um,
als nach dem bravsten Mägdelein,
ist sein Vermögen schmal und klein.
Und doch – ist auch ein Mädchen reich,
ist der Effekt nicht immer gleich;
Zum Beispiel: Fräulein Goldhahn hat –
das weiß man in der ganzen Stadt –
zehntausend Taler Heiratsgut.
Mein lieber Freund! sei auf der Hut!
Vielleicht – man übertreibt oft stark –
sind es nur Gulden oder Mark,
denn Keine hat nur mitgebracht
so viel als man vorher gedacht.
Und wär die Summe höher weit,
wie steht es mit der Häuslichkeit?
denn ist als Frau sie sparsam nit,
ergibt sich leicht ein Defizit.
Wenn die Toilette mehr verschlingt,
als ihr Vermögen Zinsen bringt.

Wie groß das Heiratsgut auch sei,
ein wenig Gift ist stets dabei.
Was bringt die Gattin in die Eh‘,
heißt darum Mitgift schon von je.
Am Geldsack deiner Gattin hängt
so Manches, was dich schwer bedrängt,
und meistens werden – ich wollt wetten –
die goldenen Ringe dir zu Ketten,
die du, ein Sklave bis zum Tod,
musst schleppen in geheimer Not.

Freilich geschieht dabei dir Recht;
Um Geld zu freien, scheint mir schlecht!
Ein Dieb, der einen Schrank erbricht,
scheint fasst mir so gefährlich nicht.
Der Dieb stiehlt nur die Taler blank –
du nimmst das Geld mitsamt den Schrank.
Ein Räuber quält sein Opfer sehr,
doch so ein Freier sein’s oft mehr.
Denn Mancher, der aus Habsucht freit,
quält eine ganze Lebenszeit
hindurch sein Weib in Weh und Ach
mit schlechter Laune tausendfach!

O Weib, dem Geldeshalber nur
der Gatte Lieb und Treue schwur,
und wären Millionen dein,
du scheinst mir ärmer doch zu sein,
als wie die allerärmste Maid,
die Liebe fand im Bettelkleid –
denn ohne Liebe eine Eh‘,
das ist ein namenloses Weh!