Toast auf das Brautpaar

In dem schönen Erdenleben
muss es was Besonderes geben.
Aller Vorurteile bar
tritt man an den Traualtar,
rennt so in sein Unglück rein,
denn geheiratet muss sein!
Ist vorbei der Traum vom Glück,
kehrt dann der Verstand zurück!
Amor macht sich aus dem Staube
und anstatt der Liebeslaube
findet man an ihrer Stelle
ganz gewiss die reine Hölle! -
Auch euch bleibt wohl nicht erspart,
was im Leben bös und hart.
Denn mit des Geschickes Mächten
ist es wahrlich schwer zu rechten! -
Ja, es gibt auf dieser Erden,
viele, die nicht alle werden! -
Endlich auf dem richtigen Gleise
sprach der Bräutigam klug und weise:
Bleib ich solo auf der Welt,
ist es um mich nicht gut bestellt!
Will in deinem Glück mich sonnen,
frisch gewagt ist halb gewonnen! -
Und so reifte der Entschluss.
Fern blieb Ärger und Verdruss.
Eitel, Glück und Sonnenschein
zog in ihre Herzen ein! -
Seht nur wie die beiden strahlen!
Dieses Bild, so recht zum Malen! -
Heut in fünfundzwanzig Jahren
werdet ihr von mir erfahren,
ob der Gatte seiner Frau
treu geblieben; ob sie schlau -
wie die Frauen alle sind -
Streit vermieden; ob er blind
gegen Schönheitskünste ist,
ob gesiegt die Frauenlist! -
Die Chronik registriert genau,
wie sich verhält der Mann zur Frau!
Lasst euch den Spruch als Motto dienen:
„Zum bösen Spiel macht gute Mienen!“ -

A. M. Schumann