(in 4 heiteren Bildern)
Jugendmut und Lust im Herzen,
lebte unser junges Paar,
eh‘ der Liebe süße Schmerzen
nahten sich in loser Schar.
Schüchtern, ängstlich, lauschend, blöde,
schlich er ihren Tritten nach,
als der Liebe Morgenröte
auf in seinem Herzen brach.
Tief war dann auch sie beklommen,
grad‘ wie er, so fühlte sie,
über sie auch war’s gekommen,
und sie wusste selbst nicht wie.
Ach, ich liebe sie so herzlich
über alles was es gibt.
Seufzend fragt er sich und schmerzlich:
Ob sie dich wohl wieder liebt?
Und sie denkt schon längst im stillen:
War ich ihm im Herzen gut,
ob er wohl um Himmelswillen
auch für dich so fühlen tut?
Schwere Zweifel plagen beide -
sie bleibt still und er bleibt stumm,
und in tiefem Liebesleide
bringt sich jedes selbst fast um.
Eh‘ ich sie noch länger trage,
diese fürchterliche Pein.
Ruft er, wage ich die Frage,
ob sie ewig mein will sein.
Ganz allein ist sie im Zimmer.
Mädchen, ruft er, liebst du mich?
Willst du mich auch lieben immer?
Mädchen, Teure, Engel – sprich!
Ich – ich – stottert sie allmählich -
ich – ich glaube, es wird geh‘n!
Und mit einem Schlage selig
Herz an Herz wir beide seh’n.
(Erstes Bild: Umarmung und Kuß des Liebespaares. Die Mutter steht in der Tür und schlägt verwundert die Hände zusammen).
An der Liebe duft’gen Rosen
saß jedoch ein spitzer Dorn
über beiden Ahnungslosen
schwebt der Mutter Groll und Zorn.
Hinter ihrer Mutter Rücken
knüpft sie Liebeshändel an!
Denkt die Alte. Solche Tücken,
wart‘, da muss mein Alter dran.
Ohne dass es beide merken,
schleicht die Mutter sich von dort,
während in den Liebeswerken
fährt das Liebespärchen fort.
Vater, komm‘ geschwind und schaue
deine fromme Tochter an,
deinen eig’nen Augen traue,
wie sie küsst ein junger Mann!
Weib! So ruft er furchtbar grätig
seiner Ehehälfte zu.
Wie ein Racheengel tret‘ ich
zwischen sie – doch hilf mir du!
Und wie eine Wetterwolke
bricht das alte Paar herein,
auf dem jungen Liebesvolke
schlagen Blitz und Donner ein.
(Zweites Bild: Der Alte hat den jungen Mann am Ohr und deutet mit der Hand nach der Tür, während die Alte mit drohenden Mienen und Gesten sich vor das junge Mädchen hingestellt hat, das die Augen mit der Schürze verdeckt).
Ach, nun setzt es schwere Kämpfe,
Tage folgen bitt’rer Not,
Liebeskummer, Liebeskrämpfe
bleichen ihrer Wangen Rot.
Heimlich nur und ganz verstohlen
seh’n und sprechen sie sich jetzt,
drauf – dass er sie zur Frau will holen -
hat er seinen Schwur gesetzt.
Ewig – hat auch sie geschworen
ewig nur zu lieben ihn!
Wäre er für sie verloren,
will sie in ein Kloster zieh‘n.
Da sie wenig isst und trinket,
wird die Mutter bange doch.
Ihrem Gatten still sie winket:
Alter, bist du böse noch?
Wegen neulich? – Gott bewahre!
Spricht der heiter und fidel,
für die Mädchen kommen Jahre -
will er sie? – bei meiner Seel‘
nehm‘ er sie sich meinetwegen;
Jedes Mädchen braucht `nen Mann,
gar nichts habe ich dagegen,
wenn er sie ernähren kann.
Weshalb sollt‘ er das nicht können?
Unser Mädchen härmt sich sehr!
Manchen Mann könnt‘ ich die nennen,
der nicht mehr gehabt wie er.
Siehst du, Alter, wenn er käme
zu uns mit bescheid’nem Ton,
Ja wahrhaftig dann – ich nähme
ihn sehr gern zum Schwiegersohn.
Kaum hat an der Stubentür
die Geliebte dies erhorcht,
wird die Bortchaft zum Quarti re
des Erkor’nen schnell schnell besorgt.
(Drittes Bild: Der Bräutigam, schwarz befrackt, in weißen Handschuhen, Zylinder in der Hand, steht vor dem Vater, der mit vergnügter Miene zuhört. Die Mutter hält die Tochter welche ihr Gesicht an deren Brust verbirgt, zärtlich umschlungen und schaut den Alten an).
Schüchtern setzt er seine Rede.
Willst du, fragt der Vater ihn?
Nun dann, Mädchen, sei nicht blöde -
nehmt euch alle beide hin.
Dieser Augenblick war wichtig:
Denn seht, das Geschäft ist richtig!
(Viertes Bild: Der Vater legt die Hände der beiden Brautleute vergnügt ineinander, während die Mutter vor Rührung einige Tränen vergossen hat und sich die Augen abwischt).