Vor grauen Jahren hört ich schon die Sage,
die Frauen können reden ganze Tage!
Dagegen ist der Mann doch wahrlich schon
die reinste Zeitung selber in Person.
Doch wenn es galt, sich öffentlich zu zeigen,
da musst das arme Weibervölkchen schweigen.
Bescheiden hört es zu, wenn auf sein Wohl
die Männer redeten viel Blech und Kohl.
Doch jetzt, wie ich mit Freuden konstatiere,
der Mann allein das Wort nicht ferner führe,
heut herrscht, so wie es billig ist und recht,
nur in der Welt das schönere Geschlecht.
Drum werdet wohl, ihr Herren, mir verzeihen,
wenn ich euch bitte, mir das Ohr zu leihen,
errötet nur und lächelt anmutsvoll,
denn euch allein mein Toast jetzt gelten soll.
Doch schau ich um mich hier im Kreise,
da lacht ihr alle auf besondere Weise.
Das war wohl falsch? Das sagt man nicht woher?
Ach ja, das Toasten ist entsetzlich schwer.
Den Männern ganz allein, so wahr ich lebe,
an diesem Unglück alle Schuld ich gebe.
Denn sie zu loben, schwer ist’s unbedingt,
darum natürlich mir es auch so schlecht gelingt.
Ja, wenn die Herren die Damen lassen leben,
sie stets bis in den Himmel sie erheben.
Doch das ist leicht, an Tugend, Anmut reich,
so sind wir Frauen fast den Engeln gleich.
Doch wenn wir auch fürwahr die reinen Tauben,
so muss man doch nicht von den Frauen glauben,
dass wir dem Manne alles gleich verzeihn,
so sanft sind wir denn doch nicht, nein!
Denn wenn zum Beispiel gar zu knapp bemessen
das Wirtschaftsgeld, und wenn er gar vergessen,
dass uns der neue Schuh zum Winter frommt,
dass das Theater uns sehr gut bekommt.
Wenn er dem Skate huldigt mit Ektase,
wenn in die Wirtschaft steckt er stets die Nase,
dann reißt auch uns einmal die Lammsgeduld
ja, ja, die Männer sind an allem schuld.
Doch hoffen wir, dass sie sich bessern werden,
es ändert alles sich ja doch auf Erden
und diese Hoffnung gibt der Wunsch mir ein,
den Herren der Schöpfung dieses Glas zu weihn.
Drum füllt die Gläser mit dem Saft der Reben,
stoßt an, stoßt an, die Herren sollen leben,
sind sie zum Lobe schlecht auch nur gemacht,
dies Glas sei dennoch dargebracht.
R. Bernhard