Humorvoller Sketch zur Hochzeit


Die Zigeunerinnen

Hochzeitsvortrag für zwei Damen (wenn der Bräutigam ein Brauer ist)
(Beide Zigeunerinnen treten zusammen auf, die eine mit Gitarre
oder ähnlich und singen: (Melodie Steh‘ ich in finst’rer Mitternacht)
1.
Aus Indien fern, vom Gangesstrand,
durch Heidestrom und Wüstenbrand,
verscheucht, vertrieben fort und fort,
zieht unser Volk von Ort zu Ort.

2.
Zigeuner werden wir genannt,
wer weiß, wo unsre Wiege stand!
In öder Schlucht, am Waldessaum,
da träumten wir der Kindheit Traum.

3.
Wir mußten fort vom Vaterhaus,
fort in die weite Welt hinaus;
nun fleh’n wir um der Menschen Gunst
mit der Zigeun’rin dunkler Kunst.

4.
Wer der Vater Geheimnis weiß,
der ringt ihr ab den höchsten Preis:
Was tief sonst im Verborg’nen quillt –
und auch die Zukunft wird enthüllt.


Erste Zigeunerin (spricht):

O, die Zigeun’rin ist leicht zu Fuß.
Wenn sich die Wolken mit Frührot säumen,
springt sie empor aus flatternden Träumen,
eilet von dannen nach flüchtigem Gruß,
darf ja des Tages nicht ruhen noch rasten,
schlüpft hier zur Kammer, tanzt dort im Gedräng‘,
kündet dem Lauscher hier Schwelgen und Fasten,
schüttelt dort rasselnd ihr Tambourin.


Zweite Zigeunerin:

Aber oft klopfen vergeblich wir an!
Nahen wir uns ungastlicher Schwelle,
wehrt uns die Tür manch grober Geselle
und der Gendarm fühlt uns auf den Zahn.
Ach und wir armen Kinder des Südens
bringen nur Glück und suchen nur Ruh‘
und in der höchsten Qual des Ermüdens
schlägt man die Tür vor der Nase uns zu.


Erste Zigeunerin:

Doch als uns heute die Lerche geweckt,
unsre Herzen voll Jubel entbrannten!
Und in den blitzenden Tau-Diamanten
haben wir günstige Zeichen entdeckt.
Taubenpärchen uns zärtlich umgirrten,
hoch in der Luft trompetet ein Schwan
und der Duft von bräutlichen Myrten
leitet bald uns auf richtige Bahn.


Zweite Zigeunerin:

Auf denn, nach ...(Hochzeitsort), per Eisenbahn,
denn die befördert die Leute viel schneller;
rasch noch ein Trunk aus kühlendem Keller –
und so kamen wir heute hier an.


Erste Zigeunerin:

Nehmen am fröhlichem Hochzeitsfeste
nach der Zigeuner Manier jetzt teil;
sind wir auch ungebetene Gäste,
bringen doch jeglichem Brautpaar wir Heil!
(zum Brautpaar)
Erlaube , liebes Brautpaar, mir
und meiner Stammesschwester hier:
Wir fassen Eure rechte Hand
und werden sicher und gewandt
aus ihren Lineamenten lesen,
wes Geistes Kinder Ihr seid gewesen.


Zweite Zigeunerin:

Zwar glaub‘ ich schon, Ihr habt’s nicht gern,
daß all die Damen hier und Herrn
erfahren von uns allerhand,
was nur allein Euch ist bekannt,
doch still, wir werden nichts verraten
von Eures Lebens schlau’sten Taten.
(die Zigeunerinnen ergreifen je die rechte Hand von Bräutigam und Braut
und vertiefen sich in die Betrachtung der inneren Handfläche, dann lassen
sie die Hände los und treten zwei Schritt zurück)


Erste Zigeunerin:

Ein kleiner Knab‘ lebt irgendwo,
der weinte täglich sehr,
da sprach sein Vater: „....(Vorname des Bräutigams), so
geht das nicht länger mehr!
Du hast ja einen frischen Sinn
und einen regen Geist,
drum fort mit Dir zur Schule hin
und zeig‘, was lernen heißt.“


Zweite Zigeunerin:

Wie er nun auf der Schulbank sitzt,
da wächst ihm auch der Mut;
Je mehr er beim Studieren schwitzt,
je mehr schmeckt’s Bier ihm gut.
„Papa“, sprach er, „groß ist die Not
in dieser argen Welt,
drum laß mich schaffen flüssig Brot,
das bringt auch Gut und Geld.“


Erste Zigeunerin:

Als Brauerbursch‘ hielt er gescheit
gut Bier für ein gut Ding,
so daß bei solcher Tätigkeit
er auseinander ging.
Und nach getaner Wanderschaft
kauft er ne‘ Brauerei;
Kaum kam in Ruf sein Gerstensaft,
kam gleich die Freierei.
Nun lebt zu ....(Hochzeitsort), wie Ihr wißt,
ein ehrenfester Mann,
der Vater einer Tochter ist,
schön, wie wir men’ge sah’n.
Was Wunder, daß so manchem sie
hat Kopf und Herz verdreht?
Allein es kam der Rechte nie;
„Hör Kind, wähl‘, eh’s zu spät!“


Zweite Zigeunerin:

Auf einmal sagt sie: „Was ist das?
Es klappert an der Tür?!“
Ein Herr kommt rein, sie wird ganz blaß? –
„Was will denn der von mir?“
Der frägt ganz frei, nicht anonym:
„Kind, willst du mich zum Mann?“
Da fällt sie in die Arme ihm,
weil sie nicht anders kann!


Erste Zigeunerin:

Bräut’gam, noch einmal reich mir die Hand,
Laß mich den Schleier der Zukunft Dir heben:
Selig verfließt mit ihr Dir Dein Leben,
herrlich beglückt Dich das köstliche Band.
Weit verbreitet Dein Ruhm sich als Brauer,
.....(Name des Wonortes des Bräutigams) ‚s Stolz wird das
...(Zuname des Bräutigams) ‚sche Bier,
Niemals wird auch nur ein Seidel Dir sauer; -
Sende dann, Bräut’gam, manch Fäßchen auch mir!


Zweite Zigeunerin:

Liebliche ....(Vorname der Braut), o sei nicht verschämt!
Siehe, Dir strahlen die glücklichsten Sterne!
Goldener Kranz, er winkt in der Ferne,
wenn sich Dein Mann einst zur Ruhe bequemt.
Auf seinen Händen wird er Dich tragen,
niemals erscheinet das Leben Dir trüb‘,
denke dann manchmal in künftigen Tagen
an die Zigeuner, sie haben Dich lieb! -