Der Silberbräutigam
Ich grüß die Männer, grüß die Frauen
grüß die Dummen, grüß die Schlauen
grüß die Rote und die Schwarze
die mit Locken, die mit Glatze
den Einheimischen, der zu Besuch
mit Käsfüß und mit Mundgeruch,
den kleinen Mann, den prominente
den Sexprotz und den Impotente
die Kirchenschwänzer und die Frommen
ich heiße alle hier willkommen,
Ihr sollt heut meine Gäste sein
ein Silberjubilar lädt ein!

Das ist ja heut, ich sag's hier mal
'ne Seltenheit und nicht normal
weil jeder meint nach 2, 3 Jahr
bräucht er halt ne andere Fraa!
Doch freut Euch nicht zu früh, Ihr Frauen
tut man da etwas tiefer schauen
sieht man, so sehr man sich bemüht
auch bei Euch keinen großen Unterschied.
Fünfundzwanzig Jahr ist eine lange Zeit
und wisst Ihr denn, was das bedeut'?

Jeden Tag Kartoffelsubb - immer in der gleichen Stubb.
Jeden Tag dasselbe Lachen - immer bei den gleichen Sachen.
Jeden Tag diesselben Scherzche - jeden Tag die gleichen Ferzche.
Jeden Tag dasselbe Spiel - und niemals wurd mir das zuviel.
Nicht einmal nur warum zu fragen - geduldig alles zu ertragen
ohne sich da groß zu eiern - ja, das ist doch ein Grund zum Feiern.

Doch bei aller Freude, die wir hatten
man soll mir auch einmal gestatten
dass ich nach Jahren voller Glück
jetzt werfe mal einen Blick zurück.
Hat sich das Ganze denn gelohnt
dass man so lang zusammen wohnt.

Ich war ein Jüngling jung und frisch
die Frauen drängten sich um mich.
Und wenn sich all zu viele dränge
bleibt schließlich man an einer hänge.
Die hat mich dann, s'ist nicht gelogen,
sofort vor den Altar gezogen.
Denn dem jungen Paar gehört die Welt
ich hab mir's so schön vorgestellt.
Naiv wie ich damals war
hab' ich geglaubt, jetzt bringt's mei Fraa,
wenn ich mal Feierabend hatte,
die Zeitung mir und auch die Schlappe;
die kocht, weil sie in mich versessen,
fast jeden Tag mein Lieblingsessen!

Voll Dankbarkeit und voll Entzücken
schruppt die beim Baden mir den Rücken
tut mich verwöhne, tut mich schone
und drücken mich mal mei Hormone
brauch ich nicht drauß' herumzuschweife
kann nebendran ins Bettche greife
denn da find ich zu jeder Zeit
alles da und griffbereit.
Ach wenn ich jetzt mich so betracht
was hat die Fraa aus mir gemacht?
Die hat mein Leben umgekrempelt
und mich zum Butler abgestempelt
und komm ich abends spät nach Haus
empfängt die mich - nicht mit Applaus!
Anstatt die Zeitung und die Schlappe
drückt die mir in die Händ ein Lappe
mir! dem einst in jungen Tagen
die Frauen vor den Füßen lagen,
ich lieg' jetzt selber auf de Knie
mit Putzlappen und mit Ata-Brüh,
mach ich am Abend noch den Depp
und putz für meine Fraaa die Trepp.
Doch geh ich über zur Attacke
und will im Sexrausch sie mal packe,
weil voller Begierde, ich will alles
hockt die vorm Fernseh und guckt Dallas.
So verlief die Zeit voll Glück
doch guck ich vorwärts, nicht zurück,
guck in den Spiegel, ohne Zorn
stell fest, mei Fraa ist älter wor'n
auch klappt's nicht so wie man es will
man braucht für alles jetzt sei Brill
und wenn man früher mit seim Schatz
gut und gern auf eine Matratz'
sicherlich verzichtet hätt
will jeder jetzt sein eigenes Bett.
Die Flamm der Leidenschaft brennt kleiner
und ab und zu da schnarcht auch einer
und dort wo auf der Nachttischblatt
der Sexatlas sein Platz einst hat
der mittlerweil verschwunden ist
da liegt heut nur noch mein Gebiss.
So manches kann man ruhig streiche
und auch dem Laster auszuweiche
fällt einem jetzt nicht besonders schwer
denn es begegnet einem keines mehr.
Wir Männer werden durch eine Falt'
höchstens reifer, niemals alt!
Und immer wenn wir reifer wer'n
vergessen wir mitunter gern,
dass wir vor langer, langer Zeit
Treue schwor'n auf Ewigkeit.
Auch ich hab früher viel versprochen
und manches Herz dabei gebrochen
dabei nahm ich doch liebestoll
den Mund manchmal etwas zu voll.
Versprach in meinen jungen Tagen
mei Gattin auf de Händ zu tragen.
Ja, ich konnt dies damals gut versprechen,
weil sie so dürr war wie ein Rechen;
doch seh was mei Gattin jetzt
für Jahresring hat angesetzt,
da müsst man heut, ich sag es glei
der reinste Gabelstapler sei!
Ach, betracht da unten ich die Brüder
alle schön in Reih und Glieder
hier die Treue, dort die Brave
wie die Lämmer, wie die Schafe,
doch mancher, der als Vorbild gilt
ist innerlich voll Sex und wild
und hätt das gern einmal bewiese
wenn man's ihn nur beweise ließe.
Auch du warst für die annern Leut
ein Bild voll Treu und Redlichkeit
doch mitten aus dem heitren Himmel
griegst Du Simpel jetzt den Fimmel,
trägst plötzlich bunte Unterhose
mit Blümelche, so Veilche, Rose;
Und wenn Du dann noch Kölnisch Wasser kääfst
und täglich dich auch afterschäfs,
wenn du dich in enge Jeans drängst
und vorne dir das Ding abzwängst
wenn du öfters vor dem Spiegel stehst
und um die eigene Achse drehst
und glaubst in deinem tollen Hirn
stündlich tät'st du jünger wer'n.
Ach, da griegt man oft so wilde Träume
hat Angst man tät noch was versäume!
Auch ich hat stets die Auge offe
weil ich im Stillen auch noch hoffe
auf einen kleinen Seitensprunge
und beinah wär er auch gelunge.
Ich bin ja heut noch ganz schockiert
was letzt mir da im Bus passiert.
Ich stand verschlafen im Gedränge
so mittendrin in dieser Menge
in der linken Hand die EInkaufstasch
die Rechte in der Haltelasch
da plötzlich wurd ich glockenwach
ei Donnerwetter - was eh' Sach'
was ich gesucht hab lang vergebens
hier saß die Traumfrau meines Lebens.
Schräg gegenüber, ganz wahrhaftig,
ein Superweibsbild, jung und saftig,
ich hab so was noch nie gesehen
die Monroe war ein Dreck dagegen,
so 'n paar Augen, so 'ne Ohren
die guckt mich an ganz unverfroren
und hat mich dadurch wisse losse
dass sie total in mich verschosse
nun mal ganz ehrlich im Vertrauen
ich kenn mei Wirkung bei den Frauen
drum hab' ich sofort reagiert
und mei Figur gleich korrigiert,
ein kurzer Blick mal in die Scheibe,
den bauch rein, ja, kann so bleibe,
dann geh' ich über zur Attacke
ich muss das Weibsbild heut noch packe
und werd samt Netz und Einkaufstasche
wenn's sein muss, die im Bus vernasche.
Und wenn's mein letzter Einsatz wär
Und käm ich auf den Knien daher
und wenn ich mich dabei verreiß
die wird heut mein um jeden Preis...
Nun tritt die lächelnd auf mich zu
da war's vorbei mit meiner Ruh'
und es durchlief mich wie ein Zittern
ich konnt von weitem sie schon wittern
da wo sich ihre Hüften bogen
und ihre Busen mächtig wogen;
ich hab die Augen still geschlossen
hab alles wie im Traum genossen
und in dem Moment beugt die sich vor
ihre Lippen streiften fast mein Ohr,
ich konnt' ihr'n Herzschlag förmlich zähle
da sagt sie zu mir mit Sex in der Kehle
ich steig jetzt aus, ich wohn hier glei
kannst dich setze Opa, mein Platz wird frei!
Ich hab die Schnauze richtig voll,
ich bin jetzt nicht mehr liebestoll
und solche kleinen Abenteuer
sind seit der Zeit mir nicht geheuer!
Ich weiß auch dass ich meinen Platz
hab an der Seite von mein Schatz
und ganz mal ehrlich im Vertrauen
was wär'n wir ohne unsere Frauen;
und was ich auch erzählt hier hatte
eine Freundin tut sie mir gestatte,
zu der darf ich zu jeder Zeit,
da gibt's kei Eifersucht, kei Neid.
ich kann auch ruhig ihren Namen nenne,
weil sie die meisten doch scho kenne
drum se erlaubt, mal hier gesacht
es ist die - Fasenacht.
Und steh ich vor der Narrenschar
da hat daheim mei gute Fraa
nix dagegen einzuwenden -
die weiß mich hier in guten Händen!
Euch aber allen sei Dank gesagt
die ihr hier meine Gäste ward
ich wünsch euch viel Spaß noch und viel Glück
und ziehe mich von hier zurück,
ich geh heim zu meiner Frau
in diesem Sinne dann: HELAU!