Die Fischerin
(durchsichtiger Behälter mit Goldfischen und Fischernetz)
Ich bin die junge Fischerin,
der nie der Frohsinn mangelt
und hab in diesem Netzchen hier
schon manchen Fisch geangelt!
Ein großer Fischteich scheint zu sein
mir oft die Welt im Ganzen,
worin wir Menschen groß und klein,
als Fische lustig tanzen!
Goldfische scheinen insgesamt
mir darin nur die Reichen
und wer zur Armut ist verdammt
kann nur dem Bückling gleichen!
Wer trostlos in die Ferne flieht
und immer sein Beginnen
durch Unglück nur versalzen sieht
schwimmt rum als Hering drinnen!
Auch Reden gibt es ohne Zahl,
die von den Fischen stammen,
so heißt es: „Der ist glatt wie ein Aal!“
Und jener führt den Namen
als „Stockfisch“ oder „schlauer Hecht!“
Und wenn die Menschen hadern
so hört man oft: „Der habe recht
viel Fischblut in den Adern!“
Da seht Ihr nun wie ganz und gar
die Menschen sich entpuppen,
Als Fische; doch Ihr sagt, nicht wahr?
„Wo bleiben denn die Schuppen?“
Die Schuppen? Ei, da rat ich schön
zur Börse nur zu wandern,
da werdet Ihr den Einen sehn
beschuppt schon von den Andern!
Das junge Pärchen aber hier
das gleicht in vielen Fällen,
vor allem andern Fischgetier,
den lieblichen Sardellen!
Wie diese ist es zart und weich,
dass muss es selbst bekunden,
auch weiß es den Sardellen gleich,
uns lieblich hier zu munden!
Drum bring ich auch dies Glas ihm dar
mit diesen goldenen Fischen;
Sein Anblick möge, junges Paar,
dir stets das Herz erfrischen!
Nehmt auch dazu dies Netz ich bitt,
Ihr könnt sogleich dann üben
im Fischen ja; doch mögt damit
Ihr fischen nie - im Trüben!
Dass stets mit gutem Appetit
Ihr Euch begebt zu Tische
und nie der Mann den Mund verzieht,
still seufzend: „Faule Fische!“
Und blüht so Euer Liebe Glück,
dann kehr ich einst hier wieder
und lege Euch mit frohem Blick,
ein Netz von Silber nieder!
E. L.