Ich sehe dich, den Kranz im Haar,
Die zur Vermählung schreitet,
Von einer jungen Genienschar
Umjubelt und begleitet.

Ein kleines Heer, ein feines Heer,
Sind alles deine Schwestern.
Du bist sie und bist sie nicht mehr
Und warest sie noch gestern.

Wer gibt Geleit mit Lustgetön
Dem stillen Hochzeitspaare?
Das sind, bekränzt mit Rosen schön,
All deine raschen Jahre.

Voran ein Kindlein weint und lacht,
Vom Mutterarm getragen,
Das zweite setzt die Füßchen sacht
Und schreitet noch mit Zagen.

Es folgen Stufen mannigfalt
Des jungen Menschenbildes,
Mit einem scheuen Kinde wallt
Ein Mägdlein schon, ein wildes.

Dann ist ein frisches, minniges
Lenzangesicht zu schauen,
Und dann ein blasses, inniges
Antlitz mit ernsten Brauen.

Nun eines noch, versunken ganz,
In stillverklärten Zügen,
Erfüllung in des Blickes Glanz
Und seliges Genügen.

Jetzt trittst du durch das Kirchentor,
Dich ewig zu verbinden,
Die Mädchen bleiben all davor,
Vergehen und verschwinden.

Konrad Ferdinand Meyer