Der Milchtopf


wohl aufgeschürzt, mit starken, weiten Schritten,
den Milchtopf auf dem Kopfe, ging Marthe nach der Stadt,
um ihre Sahne feilzubieten.
Weil doch nun beim Verkauf ein jeder Sorgen hat,
so überdachte sie, was, wenn es das Glück ihr könnte,
sie wohl damit gewinnen könnte.
Sechs Groschen, dachte sie, gebt mir doch jedermann,
denn in der Stadt ist alles teuer.
Die streich ich also ein und lege sie mir an
und kaufe mir, so weit sie reichen, Eier.
Die bring ich wieder in die Stadt.
Das Glück hat oft sein Spiel! Für das, was ich gewönne,
kauft ich mir lauter Hühner ein.
Dann liegt mir eine jede Henne;
ich ziehe auch dreimal Brut. Wie wird sich Marthe freuen,
wenn so viele Hühner um sie flattern!
Dies soll gewiss kein Fuchs ergattern!
Denn, sind sie groß genug, so kaufe ich mir ein Schwein.
Aus Kälbern, sagt man, werden Kühe.
Das Ferkel wird ja groß; ich spare auch keine Mühe,
die Kleie hab ich schon dazu.
Wenn ich das Schwein verkauft, kaufe ich mir eine Kuh;
die wirft ein Kalb, ein Ding voll Mut, voll Feuer!
He! Wie es springt! Hopp, Anna Marthe! Hopp!
Hier springt sie - Gute Nacht, Kalb, Kuh, Schwein, Hühner, Eier
da lag der Topf.

Johann Benjamin Michaelis