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Die Schildbürger, so genannt nach dem Städtchen Schilda im Regierungsbezirk Merseburg, standen ehemals keineswegs im Geruch der Narrheit. Im Gegenteil, ob ihrer Weisheit wurden die Männer als Ratgeber an auswärtige Höfe berufen und ihr eigenes Hauswesen geriet darob in Unordnung und Verfall, denn „wo ein Weib ist ohne Mann, da ist der Leib, kein Haupt daran“.
Die Frauen konnten dem Ackerbau und den sonstigen Berufsgeschäften ihrer Männer nicht so vorstehen wie diese selbst, zumal die Sorge um das Haus und die Erziehung der Kinder sie schon hinlänglich in Anspruch nahmen. Deshalb kam die gesamte weibliche Gemeinde zusammen und sie berieten, wie dem verderblichen Schaden zu begegnen, zu steuern und zu wehren sei. Und nach langer Überlegung wurden sie einig, ein eindringliches Schreiben an ihre abreisenden Männer zu richten, sie sollten wieder nach Hause zurückkehren, widrigenfalls sie sich nach anderen umsehen würden.
Sobald den Männern dies Schreiben eingehändigt war und sie den Inhalt gelesen und verstanden hatten, beschlossen sie, von ihren Herren gnädig Urlaub zu erbitten und kehrten nach Gewährung desselben zurück, teils liebevoll, teils mit Schelten oder spitzen Worten von ihren Gattinnen empfangen.
Damit sie aber nicht wieder in Versuchung kämen, ihre Frauen zu verlassen, ward eine große Gemeindeversammlung abgehalten und beraten, wie sie sich in Zukunft verhalten mussten, um nicht wieder ob ihrer Klugheit von auswärtigen Herren berufen zu werden.
Da gab ein alter ehrwürdiger Schildbürger den absonderlichen Rat, sie möchten hinfüro alle einhellig, niemand ausgeschlossen, Frauen und Kinder, Junge und Alte, die allerwunderbar-, narrseltsam-, abenteuerlichsten Possen und Streiche anfangen, so immer nur möglich wären. Dann würde sie niemand mehr berufen.
So merkwürdig dieser Vorschlag war, nach vielem Hin- und Herreden nahm ihn die ganze Gemeinde einstimmig an und von nun an war es mit der Weisheit der Schildbürger zu Ende.