Der Schneider in der Hölle

Einem Schneidergesellen auf der Wanderschaft begegnete einst der Teufel. „Wohin des Weges?“ fragte er ihn. „Ich laufe in die weite Welt hinein,“ antwortete der Schneidergesell. „Dann kannst du ebenso gut mit mir laufen,“ meinte der Teufel, „bei uns gibt es viel zu tun, seitdem die jungen Herren durchaus feine Röcke tragen wollen.“
Der Schneider war’s zufrieden und folgte dem Gefährten in die Hölle. Hier angekommen empfahl sich der Teufel und der Schneidergesell ging sofort an die Arbeit, indem er mit der Elle den jungen Teufeln tüchtig die Buckel drosch. „Stillgehalten!“ schrie er, „ich will euch ja die Röcke anmessen.“
Als er damit fertig war, griff er die Schere und stutzte allen jungen Teufeln hurtig die Schwänze. Sie schrien erbärmlich und hüpften vor Schmerz in der Hölle herum, und wollten den Gesellen zum Tore hinausjagen. Der aber fasste das Bügeleisen, das er im Höllenfeuer heiß gemacht, und glättete ihnen eilfertig die Falten ihres Felles aus. Sie zappelten und schrien noch ärger. „Pack dich fort, wir brauchen keine Schneider, hinaus mit dir!“
„Nur gemach,“ besänftigte sie der Gesell, nahm Nadel und Fingerhut und fing lustig an, den jungen Teufeln die Nasenlöcher zuzunähen. Und als sie kaum mehr jappen konnten, zwängte er einen nach dem andren zwischen die Knie und säumte ihm sorgfältig die Ohren ein.
Mitten in dieser Arbeit traf ihn der Teufel. Als der das Werk des kecken Gesellen sah, ergrimmte er. „O, du verwünschter Schneider, nun mach‘, dass du fortkommst aus meinem Reich!“ Und wütend stieß er seinen Gast zur Höllentür hinaus.
Seitdem will der Teufel nichts mehr von den Schneidern wissen.