Ein Maulwurf
Die laute Welt und ihr ergötzen,
als eine störende Erscheinung,
vermag der Weise nicht zu schätzen.
Ein Maulwurf war der gleiche Meinung.
Er fand an Lärm kein Wohlgefallen,
zog sich zurück in kühlen Hallen
und ging daselbst in seinem Fach
still fleißig den Geschäften nach.
Zwar sehen konnte er da kein bissel,
indessen sein getreuer Rüssel,
ein Nervensitz voll Zartgefühl,
führt sicher zum erwünschten Ziel.
Als Nahrung hat er sich erlesen
die Leckerbissen der Chinesen,
den Regenbogen und Engerling,
wovon er vielfach fette fing.
Die Folge war, was ja kein Wunder,
Sein Bäuchlein wurde täglich runder,
und wie das häufig so der Brauch,
der Stolz wuchs mit dem Bauche auch.
Wohl ist er stattlich von Person
und kleidet sich wie ein Baron,
nur schade, ihn und sein Samtkleid
sah niemand in der Dunkelheit.
So trieb ihn denn der Höhensinn,
von unten her nach oben hin,
zehn Zoll hoch, oder gar noch mehr,
zu seines Namens Ruhm und Ehr
gewölbte Tempel zu entwerfen,
und denen draußen einzuschärfen,
dass innerhalb noch einer wohne,
der etwas kann, was nicht so ohne.
Mit Baulichkeiten ist es misslich.
Ob man sie schätzt, ist ungewisslich.
Ein Mensch von andrem Kunstgeschmacke,
ein Gärtner, kam mit einer Hacke.
Durch kurzem Hieb nach langer Lauer
zieht er ans Licht den Tempelbauer
und haut so derb ihn übers Ohr,
dass er den Lebensgeist verlor.
Da liegt er nun, der stolze Mann.
Wer tut die letzte Ehr ihm an?
Drei Käfer, schwarz und gelb gefleckt,
die haben ihn mit Sand bedeckt.
Wilhelm Busch