Der Geizhals

Ein Geizhals aus Kufa hatte gehört, dass es in Bassora noch einen größeren Geizhals, als er war, gebe, bei dem er in die Schule gehen könne. Er begab sich dahin und führte sich als Anfänger in der Kunst auf, geizig zu sein, der von einem so großen Meister lernen wolle. „Willkommen,“ sprach der Geizhals von Bossora, „wir wollen sogleich auf den Markt gehen, um einzukaufen.“ Sie gingen zum Bäcker: „Hast du gutes Brot?“ – „Zu dienen, meine Herren, frisch und weich wie Butter.“ – „Du siehst,“ sprach der Mann aus Bossora zu dem aus Kufa, „das Butter besser ist als Brot, das damit verglichen wird, und wir werden besser tun, uns mit Butter zu behelfen.“ Sie gingen zum Greisler und fragten, ob er gute Butter habe. – „Zu dienen, Butter, frisch und schmackhaft wie das köstlichste Olivenöl.“ – „Du hörst,“ sprach der Wirt zum Gaste, „die beste Butter wird mit dem Öl verglichen, das und vieles vorzüglicher sein muss als diese.“ Nun gingen sie zum Ölverkäufer: „Hast du gutes Öl?“ – „Vom besten, klar und hell wie Wasser.“ – „Ei, ei!“ sagte der Geizhals von Bassara zu dem von Kufa, „so ist das Wasser die beste Kost. Ich habe zu Hause eine ganze Kufe von voll, wovon ich dich herrlich bewirten will.“ Und wirklich setzte er seinem Gaste nichts als Wasser vor, weil es besser als Öl, Öl besser als Butter, diese besser als Brot sei. -
„Gottlob,“ sagte der Geizhals aus Kufa, „ich habe meine Reise nicht umsonst gemacht, sondern etwas Tüchtiges gelernt.“

Josef von Hammer-Purgstall