Der gefoppte Teufel

Einmal ist der Schwarze bei einem Mühlhaus vorübergekommen. Nacht war’s und in der Mühle drinnen, die schon alt und recht armselig war, ist etwas gebrochen, so dass das Rad nicht gehen wollte. Da ist der Müller zornig geworden und hat so furchtbar gescholten, das dem Teufel vor lauter Freude gleich das Herz im Leibe gelacht hat.
Und richtig, nicht lang ist es hergegangen, so hat er drinnen rufen hören: „Das soll der Teufel holen!“ Und flugs war der gerufene auch schon zur Stelle. Einen grünen Hut hat er aufgehabt mit einer langen Feder darauf, einen grauen Anzug an wie die Jäger, und dahergegangen ist er so hochstöckelig, als ob er Schuhe mit hohen Absätzen anhatte; aber es  waren nur seine Füße daran schuld, die Klauen hatten wie die eines Geißbocks. Und nun hat er sich halt recht höflich vor dem Müller verneigt, dass die hohe Feder auf dem Hute hin und her geschwankt hat, - hat ein recht freundliches Gesicht gemacht und gefragt: „ Müller, was willst du?“ Da ist der Angerufene freilich erschrocken; denn soviel er von alten Leuten erzählen gehört und soviel ihm sein eigener Schutzgeist eingesagt hat, ist es ihm vorgekommen, als müsste der Fremde da nicht ein Jägersmann, sondern der Teufel sein. Und mit Schrecken ist es ihm eingefallen, dass er gerufen hatte: „Das soll der Teufel holen!“ Ach Gott, dieses Schelten! „Nimmermehr in meinem Leben will ich’s tun,“ dachte der Müller, „wenn mir unser Herrgott nur noch einmal hilft.“ Und weil er einen so guten Vorsatz hatte, half ihm der liebe Gott auch, damit er gewusst hat, wie er reden und handeln soll, dass er den Teufel los wird. „Ach!“ Hat er gesagt, „ich will weiter gar nichts, aber die Mühle macht mich traurig, weil sie gar so zerfallen ist.“ „Da kann ich dir helfen,“  sagte der Teufel gefällig, „ mit Geld kannst du dir alles neu machen lassen.“ „Ja, Geld hab ich halt keins,“ erwiderte demütig der Müller. „Da nimm,“  erbot sich der Böse, griff in die Taschen und in seinem Rucksack und legte Gold und Silbergeld in Menge auf die Hobelbank im Mahlstüberl drinnen, „nimm, soviel du willst.“ „ Ach!“ seufzte der andere, „ ich kann‘s ja nicht abzahlen.“ „Hat auch nicht not,“ versicherte der Teufel, „am jüngsten Tage sind die Schulden so gut wie bares Geld. Unterschreibt nur den Schuldschein da mit deinem Namen.“ „Ich habe keine Tinte und keinen Bleistift.“ „Brauchst auch nicht. Ein Tropfen Blut von deiner Hand ist gut.“ „Ich kann nicht schreiben,“ log jetzt der Müller, denn er wusste, dass er mit seinem Namen seine Seele verschreiben sollte. „Ach, was nicht noch!“ erwiderte der böse, „ich will dir die Hand führen.“ „ Ja, das sei ihm recht,“ meinte der Müller; „aber der Herr Jäger habe so lange Fingernägel, dass er sich fürchte, er könne ihn kratzen. Er wolle sie ihm vorher abschneiden.“
Davon wollte nun der Teufel nichts wissen; aber weil der Müller nur unter dieser Bedingung seinen Namen schreiben wollte, blieb ihm nichts übrig als einzuwilligen. Der Müller nahm nun eine Schere, die gar nicht scharf war, und als er es nicht vermochte, die Krallen des bösen Feindes abzuschneiden, sagte er demütig: „Du, das geht nicht. Du wirst die Hand daher auf den Schraubstock halten müssen, dass sie fest liegt, sonst hab ich keine Gewalt darüber.“
Und der Teufel, der noch keinen Schraubstock gesehen hatte, legte die Hand hinein und der Müller schraubte jählings zu.
„So,“ sagte er, „jetzt habe ich dich!“ Und er begann an den Fingernägeln des Teufels herumzuzwicken und zu feilen, das diesem Hören und Sehen verging; er schrie um Hilfe, so dass der Müller ihn doch loslassen möge, er wolle ihn sein ganzes Geld und Gut lassen, dass er bei sich habe. Der Müller aber war gescheit; er ging, um Leute zu holen, das er Zeugen hatte. Als nun der Teufel vor diesen hoch und teuer beschworen, dass er keinen von ihnen jemals in sein Höllenreich holen wolle und dass das ganze Geld, das er in seinem Ränzlein und in den Taschen hatte, dem Müller gehören solle, beschlossen sie, ihn freizulassen. Aber vorher haben sie noch den Schuldschein verbrannt und den Teufel in seinem Schraubstock ordentlich zappeln lassen. Sie hätten ihn wohl am liebsten gar nicht freigelassen; aber dann wären statt seiner 99 andere gekommen und dann wäre, trotzdem er eingeschraubt war, doch der „Teufel los gewesen“.
So haben sie ihn losgelassen und so ist er durch den Rauchfang davongefahren. Aber einen furchtbaren Gestank hat er zurückgelassen, wie lauter Pech und Schwefel.

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