Der erste Schnee.
 
Großväterchen, es schneit so sehr!
Schau, wie die Flocken jagen!
Wo kommt denn all der Schnee nur her?
„Das will ich, Kind, dir sagen!
 
Frau Holle Schüttelt die Betten aus
vom Himmelsfenster droben.
Frau Holle hat ein großes Haus
dort zwischen den Wolken droben.
 
Drin glänzt alles schmuck und nett
wie laut’rer Silberschimmer.
Es steht ein großes, großes Bett
da in Frau Holles Zimmer.
 
Mit klaren Linnen lässt gar fein
Ihr Bett Frau Holle schmücken;
die Daunen sind so weiß und rein,
als wie vom Schwanenrücken.
 
Und hat sie morgens sich den Schlaf
aus ihren Augen gerieben,
dann schüttelt sie die Betten brav,
dass rings die Federn stieben.
 
Dann deckt sie rings die Felder zu
mit weißer Federn Wolle;
die schlafen dann in süßer Ruh.
Schön’ dank dafür Frau Holle!“

Rudolf Löwenstein