Billige Zeche
Der Gesell aber sprach: „Wenn ich Euch nun ein Liedlein sänge das Euch gefiele, so schön wie Ihr noch keins gehört habt, würde das nicht so gut sein wie bares Geld?“ Der Wirt meinte endlich, er wolle seinetwegen auf den Vorschlag eingehen; wenn aber das Lied ihm nicht gefiele, so müsste die Zeche unter allen Umständen bezahlt werden. Er dachte aber dabei: „Singe du nur, was und so viel du willst, mir wird keins deiner Lieder gefallen!“
Nun begann der Fahrende zu singen. Er sang vom alten Hildebrand, der lange von der Heimat fern gewesen und auf der Heimfahrt mit seinem Sohne Hadubrand zusammentraf und, weil er ihn nicht kannte, mit ihm kämpfte. Das Lied gefiel dem Wirte nicht. Da sang der Gesell das Lied vom edlen Siegfried, von Gunter Gernot und Giselher und von der schönen Kriemhild. Auch dies Lied fand nicht den Beifall des Wirtes. „Wohlan,“ sagte der Gesell „jetzt weiß ich noch ein feines Lied, das Euch gewiss gefallen wird.“ Und er fing an zu singen:
„Tu dich auf, tu dich auf, mein Beutelein,
der Wirt, er will bezahlet sein usw.“
Kaum hatte er geendet, da rief der Wirt heiter und vergnügt: „Ja, das Lied mag ich leiden, das hat mir sehr gefallen.“ „Ei nun,“ rief jetzt der Gast, „das ist mir lieb, so sind wir also quitt.“ Er nahm seinen Hut, wünschte dem Wirt ein herzliches Lebewohl und trollte sich von dannen.
So hatte der Wirt das Nachsehen und nahm sich vor, in Zukunft vorsichtiger zu sein.