Sketche zum 50 Geburtstag
Ob TÜV oder Dekra, mit 50 Jahre gehört die Abnahme zur unbedingten Pflicht.
Ein lustiger Sketch zum 50. Geburtstag
Guten Abend
Ich bin Außendienstmitarbeiter der DEKRA, zur Zeit abgeordnet nach Hagenow.
Es heißt, dass hier ein Oldtimer abgenommen werden soll.
Wie war doch gleich das Kennzeichen? WB – 081056
Wo ist das Vehikel?
Wo ist das Kennzeichen? Das wäre schon ein Grund, dass man es durchfallen lassen könnte.
Aber wir Beamte im Außendienst sind ja auf alles vorbereitet und so habe ich rein zufällig ein Nummernschild dabei.
Das hängen wir ihm um, dann brauche ich nichts im Bericht zu erwähnen.
Bevor ich jedoch mit der eigentlichen Untersuchung beginne, muss ich Ihnen ein wenig von diesem Oldtimer erzählen.
Es handelt sich, wie unschwer zu erkennen ist, um ein Nachkriegsmodell aus dem Jahre 1956.
In Produktion gegangen ist er schon im Januar 1956, aber da er mit sehr viel Liebe gemacht wurde, ist er erst im Oktober 1956 vom Band gelaufen.
Auch handelt es sich hier nicht um ein Massenprodukt, sondern um ein Unikat.
Es wurde hergestellt im Bett und wurde der Baureihe „Bosse“ zugeordnet, obwohl der Käfer und der Trabi zu dieser Zeit größere Renner waren.
Dann hat er einige Jahre auf der Halde gestanden, bevor er einer gewissen Anita so gut gefiel, dass sie ihn gekauft hat.
Der Preis ist leider nicht bekannt, aber sicher war ein nicht billig, denn es sollte ja eine Anschaffung fürs Leben sein.
Das hat natürlich Spuren hinterlassen.
Wenn wir uns das Modell heute ansehen, so ist der optische Eindruck, trotz einiger Kratzer im Lack, doch noch sehr positiv.
Es handelt sich um ein sportliches Modell, auch wenn die Ralleyestreifen fehlen und auch der CW-Wert so manche Wünsche offen lässt.
Doch insgesamt vermittelt es Zuverlässigkeit.
Im Rahmen sind einige Materialermüdungserscheinungen festzustellen, die sich jedoch in Grenzen halten.
Etwas verbraucht sind allerdings die Stoßdämpfer, weswegen ein Befahren holpriger Straßen vermieden werden soll.
Im Spritverbrauch liegt es etwas über der DIN-Norm, wobei er erstaunlicherweise im Stehen mehr schluckt, als im Stadt- und Landstraßenverkehr.
Einigen Kavalierstarts im Leben haben den Profil stark zugesetzt und zu den sogenannten Spreiz- und Senkstreifen geführt.
Der Motor läuft noch rund auf allen vier Zylindern, die Einspritzdüse funktioniert auch noch.
Der Auspuff gibt keinerlei Anlass zur Beanstandung er funktioniert prächtig.
Der Einbau eines KAT erscheint jedoch, nicht nur wegen der Steuerbefreiung sondern auch wegen des penetranten Geruchs zweckmäßig.
Die Scheiben sind etwas trübe, dieses Manko lässt sich aber mit Hilfe optischer Geräte ausgleichen.
Die Bremse funktioniert prächtig.
Jedes Mal, wenn Anita ihn leicht antippt, steht er.
Insgesamt kann man sagen, dass es sich um einen gepflegten Garagenwagen handelt.
Aufgrund seines Alters weist er einige Mängel auf, die jedoch nicht so gravierend sind, dass man ihm deswegen die weitere Teilnahme am Verkehr verweigern könnte.
Ich freue mich deshalb, ihm die Betriebserlaubnis für weitere 10 Jahre bescheinigen zu dürfen und bitte darum, das Nummernschild regelmäßig zu tragen.
Nächster Termin bei der DEKRA zur Hauptuntersuchung ist im Jahr 2016, den es selbstverständlich wahrzunehmen hat.
Die Untersuchung war ausnahmsweise gebührenfrei.
TÜV-Prüfbericht
seine Mitarbeiter im Blaumann mit Schirmmütze
1. Herr Ölschinski mit Ölkanne
2. Herr Leuchtkowski mit großer Taschenlampe
3. Frau Leuchtkowski
Guten Tag, verehrte Gäste,
gestatten Sie, dass ich mich kurz vorstelle:
Ich bin Außendienstmitarbeiter des TÜV Nord und dies sind meine Assistenten,
Herr Ölschinski und Herr und Frau und Herr Leuchtkowski.
Ich habe den Auftrag, eine Hauptuntersuchung an einem Oldtimer durchzuführen.
Hier soll das alte Vehikel geparkt sein - amtliches Kennzeichen:
„WB – 081056“
Wo ist also das Vehikel?
Ach, da ist ja die Frau Psczolka, die diese Untersuchung beantragt hat. Gnädige Frau, ich begrüße Sie persönlich ganz herzlich und bitte Sie, diese Untersuchung Ihres Oldtimers genauestens zu verfolgen.
Doch bevor ich mit der Untersuchung beginne, möchte ich Ihnen einiges aus der Chronik dieses Oldies vorlesen.
Es handelt sich hier, wie unschwer zu erkennen ist, um ein Modell der Extraklasse aus dem Jahr 1956. In Arbeit gegangen ist dieser Odie schon 9 Monate früher. Aber da er mit viel Liebe produziert wurde, dauerte es bis zum 08.10.1956, ehe er vom Band laufen konnte.
Dieser Odie kommt aus keiner Serienproduktion. Hergestellt wurde er wahrscheinlich in Ludwigslust und ist der Baureihe Bosse zuzuordnen. Er ist eine maßgerechte und besondere Einzelanfertigung, ein sogenanntes Unikat.
Es gibt also keinen weiteren aus dieser Baureihe.
Er hat zunächst einige Zeit in verschiedenen Orten auf Halde gestanden, ehe er das erste Mal zugelassen wurde. Dann fuhren ihn einige Interessenten zur Probe, bevor er einer gewissen Anita Psczolka so gefiel, dass sie ihn gekauft hat. Der Kaufpreis ist leider nicht bekannt, aber sicher war er nicht billig, denn es sollte ja eine Anschaffung für den Rest des Lebens sein.
Entschieden müssen wir aber Behauptungen entgegentreten, Frau Anita hätte ihn aus reinem Mitleid genommen, weil er sonst zum Ladenhüter geworden wäre.
Oldie, sieh mal her, ich muss dich jetzt aufbocken!
Es kann nicht übersehen werden, dass er nicht nur zum Vergnügen gefahren wurde, sondern unter härtesten Bedingungen getestet wurde. Solche Art von Benutzung hat natürlich unübersehbare Spuren hinterlassen. Der Fahrer hat diesen Oldie nie geschont und das Letzte aus ihm herausgeholt.
Neuerdings ist dieser Oldie auch mit einer anerkannten Wegfahrsperre und mit einer Alarmanlage ausgestattet.
Wenn wir uns das Modell heute so ansehen, ist der optische Eindruck - trotz einiger Kratzer im Lack - doch recht positiv.
Insgesamt vermittelt der Oldie Solidität und Zuverlässigkeit.
So nun beginnen wir mit der technischen Prüfung.
Prüfpunkt 1: Der Rahmen:
Am Rahmen sind wohl einige Materialermüdungserscheinungen festzustellen, die sich jedoch noch in Grenzen halten.
Prüfpunk 2: Stoßdämpfer:
Bitte Herr Ölschinski: an den Oberschenkeln rütteln und die Kniegelenke ölen
Die Stoßdämpfer sind dagegen stark abgenutzt. Deshalb ist ein Befahren holpriger Landstraßen nicht immer erlaubt. Um das Gefährt sicher zu lenken, bedarf es seitens des Fahrers, liebe Anita ab und zu größerer Kraftanstrengungen, weil sie wegen der ausgeschlagenen Achsschenkelbolzen nicht immer in der Lage ist, die Spur zu halten.
Prüfpunkt 3 - Tank und Verbrauch:
am Bauch kreisen
Den Tiger im Tank braucht er nicht, denn er kann wahlweise mit Altbier, Wein oder Sekt aufgefüllt werden.
Es handelt sich also bei diesem Oldie um einen sogenannten Allesschlucker. Dabei liegt er im Verbrauch etwas über der DIN-Norm, wobei er erstaunlicherweise im Ruhestand viel mehr schluckt, als im Stadt- oder Landstraßenverkehr.
Prüfpunkt 4 - Motor:
Herzgegend kreisen
Na ja, der Motor läuft noch ganz regelmäßig auf allen Zylindern.
Prüfpunkt 5 Scheiben:
Die Scheiben - Herr Leuchtkowski, leuchten Sie mal in die Augen. Die Scheiben sind nicht mehr ganz klar, schon etwas trübe. Dieses Manko lässt sich aber mit Hilfe optischer Geräte leicht ausgleichen.
Prüfpunkt 6: Auspuff:
Der Auspuff Frau Leuchtkowski, wie sieht`s damit aus?
Frau Leuchtkowski legt sich unter die Person und leuchtet mit der Lampe hinten rein
O.K. der Auspuff gibt kaum Anlass zu Beanstandungen. Das Endstück ist zwar etwas rostig, aber der Einbau eines Kat`s erscheint nicht notwendig.
Prüfpunkt 7 Einspritzöffnungen:
Frau Leuchtkowski legt sich auf den Rücken und leuchtet vorne rein
Na ja, leider funktioniert die Einspritzdüse nicht mehr in dem gewünschten Maße. Aber bei rücksichts- und liebevoller Behandlung, liebe Anita, wird sie noch lange zu benutzen sein.
Prüfergebnis:
Zusammenfassend komme ich zu dem Ergebnis, dass es sich bei diesem Oldtimer um einen gut gepflegten Garagenwagen handelt.
Aufgrund seines fortgeschrittenen Alters weist er wohl einige kleine Mängel auf, die jedoch nicht so gravierend sind, als dass man ihm eine weitere Teilnahme am Verkehr verweigern müsste.
Ich freue mich deshalb, liebe Anita, Ihnen die Betriebserlaubnis für weitere 10 Jahre aushändigen zu können.
Nummernschild aushändigen.
Der nächste Vorführungstermin beim TÜV zur Hauptuntersuchung ist also der 08.10.2016, den der Oldie selbständig wahrzunehmen hat.
Die heutige Untersuchung ist ausnahmsweise gebührenfrei, der Prüfer und seine Mitarbeiter nehmen aber gerne nach getaner Arbeit am gepflegten Essen und Trinken teil. Zu dieser erfolgreichen Abnahme gratulieren dir die anwesenden Gäste und hoffen, dass unser Oldie noch lange läuft.
Herzlichen Glückwunsch!