Der Osterhase

In des Waldes langem Gras
hockt der Herr von Osterhas.
Bei ihm sitzt sein junges Bäschen -
es nennt sich Fräulein Osterhäschen:
Sie sitzen unter einem Tännchen
und machen Purzelbaum und Männchen.
Da spitzt der Has die Ohren: schau,
es kommt die Gans als Botenfrau!
Sie zieht ein Brieflein aus der Tasch'
macht einen Knicks und schnattert rasch:
"Einen Gruß aus dem nahen Städtchen,
von allen Buben und den Mädchen."
Der Hase nimmt den Brief zur Hand
und möcht ihn gerne lesen,
doch ist es mit dem Lesen aus,
da er in keiner Schul gewesen! -
Es wär nun schlimm für den alten Herrn,
wenn ihm sein Bäschen nicht hülfe gern!
Es liest den Brief recht gewandt
und folgendes darinnen stand:
"Geliebtester Herr Osterhas!
Wir schreiben Euch und Eurer Bas,
und tun Euch freundlich nun zu wissen,
dass wir uns gern den Hasen legen ließen!
Wir essen so gern Eierfladen -
drum seid ihr herzlichst eingeladen!
Doch werdet ihr weiters schon wissen,
drum wollen wir unser Brieflein schließen!
Es grüßen euch aus dem nahen Städtchen,
dei Knaben alle und auch die Mädchen."
- Als nun Herr Has den Brief vernimmt,
da wird er ganz vergnügt gestimmt!
Er hält sich vor Lachen schier den Bauch
und Fräulein Bäschen, das lachte auch.
Ja selbst die alte Gans musste lachen,
dass Kinder so hübsche Brieflein machen.
- Als nun die drei gelacht genug
und der Herr Has der Gans auftrug:
"Meinen Gruß den Kindern! Mit Freuden vernommen,
hab' ich den Brief und wir werden kommen!"
Da watschelt die Botenfrau wieder nach Haus
und richtet den Kindern die Botschaft aus.
- Die Kinder aber im nahen Städtchen,
die Buben alle und auch die Mädchen
warten mit Schmerzen auf den Has'
und sein liebes Frau Bas'.
- Bald darauf des Morgens fruh
eilt der Has dem Bäschen zu!
S' Bäschen liegt aber noch im Nest,
schlummert sanft und schnarcht noch fest.
"Ei der tausend, was ist das,
ruft der Vetter, auf doch Bas',
auf doch, sag ich nicht gesäumt,
mir hat's heut Nacht geträumt,
s' Osterfest sei vor den Türen;
Da gibt's nichts mehr zu verlieren,
denn was dem Hasen träumt auf' s Haar,
steht im Kalender und wird wahr!" -
Da steht das Bäschen hurtig auf
und reibt sich flink die Äuglein aus.
Setzt den Hut auf mit dem Schleier,
nimmt an' Arm den Korb voll Eier,
bringt dem Vetter Stock und Hut
und den Zwerchsack - so ist's gut!
- Die Mutter schließt, löscht aus das Licht,
solang ihr aufseid kommt er nicht!
Richtig, als alles schläft kommen sie eilig daher.
Da wo Brave wohnen, da legen sie Eier und Makronen,
Brezeln, Biskuits, Zimmetstern,
und was die Kinder essen gern!
Da wo aber Böse wohnen,
da legen sie nichts als ein paar Bohnen -
und ein paar Erbsen und einen Stock
und eine tüch-ti-ge Rute!!